Irgendwo habe ich einmal folgenden Text gelesen: „Wolken, so weiß wie der Wellenschaum, schrumpfen und dehnen sich wie Flügel gegen das Blau des klaren Himmels, dessen Farben zum Abendrot verblassen. Während das Blau langsam dunkler wird, reißt die Nacht ihre Augen mit Milliarden von Sternen auf.“ Diese paar Zeilen umschreiben meiner Ansicht nach ganz gut das Gefühl, welches Stjarna mit ihrem selbstbetitelten Album auslösen. Stjarna ist übrigens isländisch und bedeutet Stern... und ja, um etwas entrückte Sternenmusik handelt es sich hier. Schon das erste Hören versetzte mich in einer sehr angenehme, ruhige Grundstimmung, auch wenn ich immer wieder das Gefühl hatte, diese Musik bereits zu kennen. Meine Recherchen ergaben: hinter Stjarna verbirgt sich niemand Geringeres als John Alexander Ericson – ehemals bei den Northern Territories aktiv. Wusste ich es doch! Ericson holte sich für dieses Projekt Hilfe von Jamie Kane und Mark van Hoen. Die Musik: verträumt, liebevoll, wunderschön, bittersüß, schwerelos... eben typisch Ericsons Handschrift. Die musikalischen Anleihen von Sigur Rós, Talk Talk und My Bloody Valentine sind nicht von der Hand zu weisen. Laut eigener Aussage bemühen sich die Musiker darum, die schönste, herzerweichendste und individuellste Musik zu machen, zu der sie fähig sind. Die Schnörkellosigkeit ihrer Titel soll dem Hörer ins Bewusstsein rufen, wie schön und einfach Musik sein kann... und das schaffen sie. Ich möchte an dieser Stelle eigentlich keinen einzelnen Song herausheben, da alle auf ihre eigene Weise eine beruhigende, träumerische Stimmung erzeugen und die Gedanken fließen lassen. Mitunter hypnotisch-rhythmische Percussions vermischen sich mit weiten, sphärischen Klangflächen, hübschen Synthmelodien und mal verträumten, mal härteren Gitarren. Die Melodieführung baut sich meistens sehr langsam und doch stetig auf, bis sie sich irgendwann in einzelnen Crescendi entlädt und so nicht nur einmal für Gänsehautmomente sorgen. Der Gesang ist wie immer sehr einnehmend – auch wenn die Lyrics zwar manchmal recht langgezogen und an die Melodie angepasst werden, harmoniert das hier jedoch auf wunderbare Weise und passt sich sanft in das Gesamtbild ein. Ich habe in einer anderen Rezension gelesen, dass dieses Album einer Vertonung des Halbschlafs gleiche – dem Zustand, in welchem das Bewusstsein ausgeschaltet ist, aber die Wahrnehmung noch voll funktioniert. Und ja, ich denke, dass es diese Umschreibung auch ganz gut trifft. Wer also mit Sigur Rós und irgendwie sogar Simon and Garfunkel (die diese Art des Alternativpopsounds ja auch perfekt drauf haben) etwas anfangen kann, dem sei dieses Album mehr als wärmstens empfohlen. Wunderbar zu genießen bei Spaziergängen in der Natur oder aber bei einem verkuschelten Abend zu zweit. :o)