Kleine Vorgeschichte: die klügste Band Deutschlands trifft auf die Modern Talking der Gothicszene – wie lange mussten wir schon darauf warten? Angekündigt war es ja bereits seit über einem Jahr, doch nun ist es endlich soweit: die neue Maxi-CD „Mein Babylon“, die aus der Zusammenarbeit der intelligenten Trash-Pop-Legende Stendal Blast und den Düsterelektronik-Helden von Blutengel entstand, steht in den Regalen. Legenden treffen Helden - ich bin gespannt als alter Stendal Blast-Fan sowieso. So: die CD ist so aufgebaut, dass man zunächst die beiden Originalversionen der beiden Titel „Mein Babylon“ und „In der Erde“, die aus der Zusammenarbeit entstanden sind, hört. Dann haben sowohl Stendal Blast als auch Blutengel jedes der beiden Lieder auch noch einmal geremixt. Und wer jetzt gut aufgepasst hat weiß also: 6 Liedchen, davon 2 Originale und von jedem Original noch mal einen Remix. Der Titelsong „Mein Babylon“ ist ein eingängiger, rockiger Titel mit wunderbarem Refrain und dem typisch hoydaschen Zynismus im Text. Wie man bereits in anderen Magazinen lesen konnte, geht es hierbei um die Geschichte und die Sehnsüchte eines Stalkers, was wirklich textlich perfekt umgesetzt wurde. Aber auch musikalisch weiß der Titel zu gefallen: eine knallige Gitarre, schroff-trocken-stampfendes Schlagwerk, einen rollig und rilligen Bass, Synthiegequietsche und eine exzellente Melodie macht das Lied zu einem Ohrenschmaus. Die Stimmen von Stendal Blast Sänger Kaaja Hoyda, von Blutengelsänger Christian Pohl und dessen sexy Gesangspartnerin Constance Rudert harmonieren wunderbar. Auch hat das Lied seine gewissen Kanten und „Unsauberkeiten“, so dass jeder Anflug von Langeweile sofort weggesprengt wird. Der zweite, ebenfalls geniale Titel „In der Erde“ schließt sich seinem Vorgänger wunderbar an. Eine kleine sozialkritische Milieustudie mit weicher Melodie und Hang zum Dahinträumen. Text und Musik sind sehr gelungen und, entgegen den Vorwürfen die man Herrn Pohl ja öfter macht, sehr tiefgreifend. Es folgen die vier Remixe, die auch sehr schön und recht tanzbar geworden sind. Ob nun 4 Versionen wirklich nötig waren weiß ich nicht genau, aber man kann wenigstens mitsingen, wenn die CD nach ca. 30 Minuten ihr Ende findet. Nichts desto trotz sind die Mixe eine schöne Ergänzung und Ausarbeitung der beiden Spitzenklassetitel „Mein Babylon“ und „In der Erde“. Das Warten hat sich gelohnt... Diese Maxi-CD ist also nicht Resultat einer Zusammenarbeit, die nur aus reinem Name-Dropping fabriziert wurde. Nein, sie ist eine Frucht von gegenseitiger künstlerischer Befruchtung: wunderbar, bissig, kantig, stimmig! Auch mal kosten? KAUFEN!