Eins vorab: Bevor man überhaupt eine Veröffentlichung von Spectra Paris in den passenden Player legt sollte man ganz schnell vergessen, daß Sängerin Elena Alice Fossi normalerweise bei Kirlian Camera an der Front steht. Das gilt zumindest für den zweiten Longplayer der italienischen Girl-Band, dessen Betitelung „License To Kill“ mich als James-Bond Fan natürlich sofort an den gleichnamigen Film um den smarten Doppel-Null-Agenten denken läßt. Der Blick ins Booklet bestätigt mich in meiner Assoziation, präsentieren sich die drei Damen darin einerseits sehr knapp bekleidet in bester Bond-Girl-Manier (ob man das nun sexy oder anbiedernd findet, sei jedem selbst überlassen, schließlich kommt's, wie im wirklichen Leben, ja auf die „inneren Werte“ an, stimmt's?), andererseits nehmen die meisten Titel Bezug auf die glitzernde Welt des Kinos im Allgemeinen bzw. Bond im Besonderen. Musikalisch hat die vorliegende Scheibe freilich nichts mit der souligen Nummer von Gladys Knight zu tun, die anno 1989 beim Vorspann zu hören war. Vielmehr liefern Spectra Paris im Jahre 2010 eine bunte und – man muß das böse Wort hier aussprechen – radiotaugliche Mischung aus Electro-Pop und Rock. Und die zündet an manchen Stellen durchaus. So darf gleich zu Beginn Gitarristin Marianna Alfieri etwas fester in die Saiten greifen, während das rhythmische „A Clockwork London“ mit einem catchy Refrain aufwartet. Dagegen stellen „Movie Ghouls“ und das melancholische „Lost Highway Voices“ die großartige Stimme Elenas in den Vordergrund. Außerdem sei noch das kurze Instrumental „Aston Martin DBS“ sowie das abschließende „Phantom's Theme“ positiv hervorgehoben, die man sich tatsächlich im Soundtrack eines 007-Streifens vorstellen könnte. Die restlichen Lieder sind, nicht zuletzt dank der Vocals, zwar durchweg besser als das, was einem tagtäglich über den Äther vorgesetzt wird, können letztendlich durch das (zu) offensichtliche Schielen auf die Charts aber nicht wirklich überzeugen. Daß das Trio damit jedoch, mindestens in Italien, Erfolg zu haben scheint, beweist die beiliegende DVD, auf der neben einem Konzert-Mitschnitt aus Deutschland und ein paar Backstage-Szenen drei Songs, live aufgeführt im dortigen Odeon-TV, verewigt sind. Darunter eine gar nicht mal so schlechte Version von Tears For Fears' „Mad World“. Die ebenfalls enthaltene Angeberei mit dem erreichten Platz 1 der „Friends Vote Indie Top 100“ hätte man sich allerdings sparen können. Was soll's, die DVD ist trotzdem ein nettes, visuelles Goodie hpts. für die männlichen Fans. Alles in allem hinterläßt das Package einen etwas zwiespältigen Eindruck, vor allem für die Freunde der subkulturellen Töne, die wir hier im Medienkonverter ja vertreten. Wer Elena Fossi's Stimme mag, ist mit „License To Kill“ auf jeden Fall gut bedient, wer bei ihrem Seitenprojekt etwas Besonderes erwartet, eher weniger. Ein Probedurchlauf vor dem Kauf wird deshalb dringend empfohlen. Neben dem Standard CD/DVD-Set ist eine limitierte Version auf transparentem Vinyl erhältlich, die außerdem ein Poster, einen Aufnäher, ein Postkartenset und eine Shape-CD-Clubkarte mit dem exklusiven Track „Marche Pour La Ceremonie Des Turcs“ beinhaltet.