Auch wenn die Bandinfo mir begeistert vom Erfolg in der EBM-Szene der letzten Jahre berichtet, muss ich zu meiner Schande gestehen: Das schwedische Duo Spark!, bestehend aus Tastenkünstler Mattias Ziessow und Ansager Stefan Brorsson, war mir bislang komplett unbekannt geblieben. Ein Umstand, den ich nach dem Hören ihrer aktuellen EP nur schwer nachvollziehen kann – und der dringend geändert werden musste. Leider bietet die derzeitige Internetpräsenz der beiden – vermutlich bedingt durch den Labelwechsel zu Progress Productions – wenig Einblick in ihr bisheriges Schaffen. Immerhin lassen sich ein paar Hörproben des selbstproduzierten Debütalbums Ett ejon i dig noch auf ihrer Myspace-Seite finden. Doch wer meint, sich erst mühsam durch das Frühwerk wühlen zu müssen, um einen Zugang zu finden, den kann ich beruhigen: Die neue EP funktioniert auch ohne Vorwissen – und wie!
Mit nur zwei Songs haben Spark! mein Herz im Sturm erobert. Richtig gelesen: Zwei Stücke. Mehr findet sich auf der CD nicht – abgesehen von den jeweiligen Remix-Versionen dieser Tracks. Zugegeben: Das ist quantitativ nicht gerade üppig, eher im Gegenteil. Doch was hier an Masse fehlt, machen Spark! durch Klasse wieder wett. Und zwar mit Nachdruck. Denn die beiden Songs zeigen eindrucksvoll, dass EBM auch im Jahr 20XX (das genaue Veröffentlichungsjahr bleibt vage) kein museales Abspulen abgestandener Standards sein muss. Spark! verbinden die klassischen Elemente des Genres – minimalistische Drums, griffige Sequencer-Linien und rauer Sprechgesang – mit einem deutlichen Schuss melodischer Eingängigkeit, der fast schon an skandinavischen Pop erinnert. Das klingt zunächst ungewöhnlich, funktioniert aber erstaunlich gut: Die Musik bleibt fest in der EBM verwurzelt, wirkt aber gleichzeitig frisch, lebendig und überraschend verspielt. Man merkt, dass hier nicht einfach Genre-Klischees bedient, sondern bewusst neue Wege gesucht werden – und zwar ohne sich dabei von der EBM-Basis zu entfernen.
Etwas zwiespältiger fällt mein Eindruck bei den Remixen aus. Die Project-X-Version von „Tankens mirakel“ ist zwar charmant im Old-School-Gewand gehalten, wirkt aber in der Produktion leider etwas blutleer – da fehlt es schlicht an Wucht. Noch enttäuschender ist jedoch der Beitrag von Leaether Strip: Dessen Remix von „Genom stormen“ reduziert den Song auf einen monotonen, uninspirierten Beat und zerstört durch eine träge neue Sequenzierung jegliche Dynamik. Melodie und Gesang werden hier regelrecht zu Boden gedrückt – ein Experiment, das aus meiner Sicht gründlich misslungen ist.
Trotz dieser Kritikpunkte bleibt unter dem Strich eine EP, die mit wenig Material enorm viel Eindruck hinterlässt. Wer auf gut gemachte, moderne EBM mit Ohrwurmpotenzial steht, sollte hier unbedingt reinhören. Ich für meinen Teil – erklärter EP-Skeptiker – bin begeistert. Wäre das gute Stück nicht bereits in meinem Besitz, ich würde es mir sofort kaufen. Und nun hoffe ich auf baldigen Nachschub vom schwedischen Duo – denn das hat definitiv Appetit auf mehr gemacht.
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