Sørgelig aus Griechenland lassen sich auf die Standard-Beschreibung „Old school Black Metal mit schön räudiger Produktion“ reduzieren und trotzdem sollte der Leser nicht direkt wegdämmern oder -klicken. Denn die vorliegende EP aus dem Jahre 2019, die in der Gegenwart durch Nihilistic Records auf CDs gebannt wurde, ist ein echtes Juwel im Meer immergleicher und unbeeindruckender Kieselsteine, auf die diese Beschreibung auch zutrifft. Ja, sie sind old school, ja, es klingt scheiße aufgenommen und produziert, aber Sørgelig sorgen vor allem für stimmungsvolle Raserei und hysterische Vocal-Eskapaden, die mich an Helheims 'Jormundgand' erinnern, gemischt mit dem bellenden Gesangsstil vieler osteuropäischer Extremmetaller. 'Devoted to nothingness' ist eine EP, über die wir sicherlich nicht in 20 Jahren sprechen werden, aber mei, für den Moment, in dem der Sturm durch meine Hallen fegt habe ich sehr viel Freude an dem Batzen Krassizität.

Die Melodien sind gute Standardware, 100mal gehört, aber stimmig und mitreißend eingetrümmert. Meist im gehobeneren Tempo, sieht man einmal von wenigen langsamen Kreischeskapaden ab, die mich an alte Abigor erinnern. Es kommt nie Langeweile auf, kein Song ist zu lang oder zu repetitiv. Alle Lieder bis auf das in meinen Ohren unnötige 50 Sekunden Intro und das deutlich bessere Outro sind gelunge Vertreter der Spielart und könnten als Reinhörempfehlung dienen, denn entweder man mag das Gehörte ansich, oder gar nicht. An den Vocals werden sich sicherlich die Geister scheiden - ich für meinen Teil bin verzückt, denn es sind extreme Laute, die da herausgefaucht werden, aber sie klingen nur extrem hysterisch, nicht aber lächerlich und vor allem kann ich sie mir gut anhören und dennoch das Lied selbst genießen. Der Sound ist schön schlecht, aber nicht unverständlich oder unangenehm. Alles klingt scheppernd und diffus, aber anders als irgendwelche „kvlt“ Tapes, bei denen man hinter einem Rauschen etwas „Musik“ erahnen kann ist hier alles gut wahrzunehmen und die Lautstärken gelungen abgemischt. Räudig, aber verdammt stimmig.

Es ist, wie es ist: hier wird kein Rad neu erfunden, hier wird keine Geschichte geschrieben. Aber wenn man in der Flut der old-school-Raserei-mit-kack-Sound mal so eine Perle herauspickt, dann wird schnell klar, dass es auch in diesem nicht wirklich filigranen Spielfeld meilenweite Unterschiede gibt zwischen Talenten wie Sørgelig und dem circa 99% Rest.

Sørgelig
Devoted to nothingness

20.01.2020
Nihilistische KlangKunst

https://sorgelig.bandcamp.com/album/devoted-to-nothingness

01. Light Fades Away
02. Die In Vain
03. The Parasites Of Existence
04. Η.Ε.Μ.Ε.Ο.Θ.Σ.
05. Μηδέν
06. Devoted To Nothingness
07. We Shall Be Forever Blind
08. Eclipse