„I saw them through the pines“ erklingt mit einer wunderschönen Akustikgitarrenmelodie, sehr zurückhaltende Glöckchen sind zu hören und ein Mann erzählt in leicht geraunter Tonlage. Die Stimme ist so markant, man würde sie wahrscheinlich überall wiedererkennen: Kim Larsen ist zurück. Doch diesmal veröffentlich er nicht unter dem Namen Of the wand and the moon sondern präsentiert mit Solanaceae ein eigenständiges Projekt. Und nun auf zu einer Reise durch sommerliche Klänge, wie wir sie von Herrn Larsen sicherlich nicht erwartet hätten. Das bereits erwähnte erste Lied „I saw them through the pines“ klingt eigentlich noch recht typisch für Herrn Larsens Hauptprojekt, aber die Unterschiede finden sich auch mehr im Detail: Es ist die Stimmung, die so ganz anders ist. Weit weg von der melancholisch-mystischen Stimmung der ersten drei :otwatm: Alben und dem fast schon als Bombast (zumindest für NeoFolk Verhältnisse) zu bezeichnenden Klanges der genialen „Sonnenheim“ kommen bei Solanaceae ganz positive Gefühle auf. Auf Noise/Ambient Parts oder Samples wird gänzlich verzichtet, so dass man das Neo vom Folk trennen muss. „Through the trees spears the sun“ erinnert an die Musik von Backworld, eine leicht irisch klingende Violine als Begleitinstrument und der instrumentale Refrain erzeugen fast schon eine Sehnsucht nach Sonne. Und nach dem bittersüßen „Fenella“ überrascht Kim Larsen in „The Blood of my lady“ ein weiteres Mal: er singt tatsächlich. Kein flüsternder Sprechgesang. Und es klingt gut, ganz zerbrechlich und passt zu einem Song, der von der Stimmung an Folk aus den 70ern erinnert. „O deep woods“ liegt mir nicht so ganz, da die Stimme der Sängerin Chealsea Robb von Arrowwood zu kindlich-träge und nicht passend klingt und das Lied selbst auch sehr behäbig ist. Auf dem Album finden sich noch eine Fülle von Liedern, die man eigentlich einzeln erwähnen müsste – der wundervolle Refrain von „Midnight Garden“, das nach einem Drogentrip klingende „the swallows spirals through them“ oder der Bläsereinsatz in „nihil sum“, der aus einem sehr guten Lied ein echtes Schmankerl macht. Es lässt sicht einfach viel entdecken und das Album nutzt sich schnell ab. Zusammenfassend eine wunderschöne Sammlung von Folksongs, die irgendwo zwischen der Stimmung der 70er, leicht mittelalterlichen Anleihen (im Spiel der Gitarre) und Larsens ganz eigenem Sound (und Gesang) pendeln. Und jetzt raus in die Sonne. Solanaceae ist für NeoFolk Fans nur mit Probehören zu empfehlen, denn Kim Larsen ist zwar durch seinen Gesangsstil unverkennbar, das Album selbst aber eben ein reines Folkalbum mit sehr positiver Grundstimmung. Zusammen mit dem sehr schönen Cover eine runde Sache, die schöne Stunden in der Sonne versüßen kann. Ganz besonders gut wird die Scheibe wohl in der nun beginnenden Herbststimmung zu hören sein.