Die Mitte des Jahres erschienenen Tracks "Melissa" und "I Am The Dark" von Snakeskin sorgten für etwas Verwirrung, weil sich niemand einen Reim darauf machen konnte, wer hinter diesem Projekt steht. Um so größer war die Überraschung, als nun mit der Veröffentlichung des Longplayers "Music For The Lost" herauskam, dass niemand geringeres als Lacrimosa-Mastermind Tilo Wolff für Snakeskin verantwortlich ist. Die beiden Tracks haben nun wirklich fast gar nichts mit Lacrimosas Musik gemeinsam und das wirft natürlich die Frage auf, warum Herr Wolff hier einen komplett anderen musikalischen Pfad einschlägt. Das Cover und auch das Booklet der CD sind edel aufgemacht und versprechen sinnlichen Genuss. Der stellt sich leider überhaupt nicht ein. Snakeskin hat sich dem Unkonventionellen verschrieben und diesen Weg geht das Projekt mit geradezu stürmischer Übertriebenheit. Der Gesang ist verzerrt und klingt eher nach Mickey Mouse auf LSD als nach irgend etwas anderem. Zugegeben, das Album ist bewusst ungemütlich konzipiert, aber man kann es auch übertreiben. Was hier böse klingen soll, tut es auch, aber eher im Sinne von übel als von diabolisch. Hinzu kommt, dass sich Snakeskin anscheinend nicht über die atmosphärische Dichte des Albums einig war. "Furious Stars" klingt schön düster und, oh Wunder, hier passt sogar der Gesang perfekt zur Musik. Einer der wenigen herausragenden Songs auf "Music For The Lost". Was aber dagegen ein Instrumentalstück wie "Longgonelost" auf dem Album verloren hat, ist schleierhaft, denn was man da zu hören bekommt, reicht bestens als Fahrstuhlmusik. Nach dem ersten Hören könnte man fast meinen, es handelt sich hierbei um einen bösen Scherz. Es ist schon lange her, dass ein Album dermaßen enttäuschend wirkte. Der aufkommende Missmut wird am Ende des Albums durch die Remixe wieder ein bisschen gedämpft. Alle drei Stücke, vor allem der Remix von Kiew, dürften in den Clubs gut ankommen. Für daheim eignet sich "Music For The Lost" leider nur zur Selbstkasteiung. Reinhören lohnt sich aber dennoch, denn so etwas bekommt man nicht alle Tage zu hören. Und der eine oder andere findet hier vielleicht das Besondere, das er schon lange gesucht hat.