Sleepwalk haben es sich in ihrer nun fast 12-jährigen Geschichte nicht leicht gemacht. Wie schön einfach wäre es doch gewesen, wenn die beiden Schweizer Oliver Spring und Bruno Ruch einfach das auf Plastik gebannt hätten, was der allgemeine Elektro-Liebhaber so gerne hört. Aber das Duo hat sich bisher noch nie von aktuellen Trends beeinflussen lassen. Das hat dazu geführt, dass Sleepwalk, obwohl die Band zum Electro-Urgestein gezählt werden kann, immer noch nicht überall bekannt ist. Ihre teils sperrige und aggressive Musik war wohl für die Clubs einfach zu viel. Das neue Album "Rapid Eye Movement" geht erstmals einen anderen Weg und schafft eine Verbindung zwischen den Wurzeln von Sleepwalk und neuen musikalischen Einflüssen. Nicht mehr ganz so entrückt und den Gesang nicht mehr allzu stark verzehrt klingt das neue Album sehr eingänglich. Für die neue musikalische Ausrichtung hat sich Sleepwalk zusätzlich noch Verstärkung gesucht. Bruno Ruchs Bruder Roland und Andreas Lehmann, seines Zeichens Sänger bei Framework, haben dem Duo ihre Stimmen geliehen. Das führt dazu, dass Songs wie "Shattered Soul" eigentlich nicht wie Sleepwalk-Songs klingen, da man von dem Duo eine wesentlich härtere Gangart gewohnt ist. Bestes Beispiel dafür ist "Hackerstate", das mit heiser schreiender Stimme, ordentlich Bass und verschiedenen Elementen und Nebengeräuschen schon fast überladen wirkt. Dennoch bleibt festzuhalten, dass "Rapid Eye Movement" einen ganz großen Schritt macht, den die Band aber sehr bewusst vollzieht. Das geht sogar so weit, dass sich "Rapid Eye Movement" in verschiedenen Stilrichtungen und Spielarten des Electro bewegt. Von EBM und Industrial über Techno bis hin zu Darkwave und sogar Pop reicht die Spannweite, die früher bisweilen schon etwas kleiner Ausfiel. Sleepwalk starten also erneut durch und diesmal sollten alle aufhorchen, die an harter elektronischer Musik interessiert sind. Der eine oder andere Track dürfte mit Sicherheit auch in den Clubs gut ankommen. Ob nun das stampfende "Leaders In Front", das EBM-lastige "Hackerstate" oder der überraschend mit einer Gitarre eingespielte Industrialkracher "On The Run", das Potential des Duos ist sehr überzeugend!