30 Jahre im Geschäft und noch immer handeln die Kanadier Skinny Puppy mit musikalischen Waffen, die bisweilen überraschend scharf sind. Das schlicht "Weapon" betitelte 13. Album der Bandkarriere ist ein solch gefährliches Eisen, an dem man sich deutlich mehr als an den letzten Outputs schneiden kann. Also: Alle Freunde etwas angedunkelter elektronischer Klänge, die nicht auf DauerBeat und StumpfText bestehen sollten jetzt erst lesen und dann kaufen! Hinter den gewohnt kryptisch wirkenden Songtiteln versteckt sich 2013 eine starkes Duo. Key und Ogre hatten in den letzten Jahren zwar immer ein Händchen für gute Titel, doch der Biss fehlte (mir) auf den letzten drei Alben. Das ist bei "Weapon" nicht der Fall. Mit "wornin'" beginnt das Album direkt mit einem der stärkeren Titel. Die Dichte, mit der das bei oberflächtigem Durchhören minimal wirkende Lied aufwartet, ist erstaunlich. Mit jedem Durchlauf finden sich neue Spuren, neue Ideen, neue Spielereien. Genauso angenehm fällt auf, dass Skinny Puppy scheinbar wie mit angezogener Handbremse durch den Song leiten. In jedem Moment könnte das Lied losbrechen und die Beats krachen, doch stattdessen ändert sich das Thema nur leicht und eine neue Anspannung entsteht. Ein Effekt, der sich wie ein roter Faden durch das Album zieht und mitreißend wirkt ohne anbiedernd zu wirken. "illisiT" ist durch die monotone Wiederholung der Refrainzeile und den pumpenden Rythmus ähnlich neueren Veröffentlichungen von Vomito Negro, "saLvo" hingegen zeigt schon ganz klar, dass sich Skinny Puppy verstärkt an älteren Heldentaten orientieren, ohne sich platt zu wiederholen. "gLowBel", dessen Grundthema an den Strophen von "Send me an angel" erinnert, ist ein wundervoll verspielter Track, der eher Spaß an Elektronik fördert als auf Härte zu setzen. Das 1984 auf "Remission" erschienene "solvent" wurde für "Weapon" neu aufgenommen – eine wirklich gelungene Neuauflage. Mit "survivalisto" und "plastiCage" finden sich im Verlauf dann noch 2 weitere Kracher, die die Brücken zwischen alten Skinny Puppy und neuem Sound wunderbar schlagen. Deutlich ist (in meinen Ohren) die Leistungssteigerung zwischen "Weapon" und den vorherigen Alben, unverkennbar ist der Skinny Puppy Sound, den das Duo wieder deutlicher aufgreift ohne anzubiedern. Ein bockstarkes Werk, eine echte Überraschung und ein schönes Geschenk für die Fans zum 31sten Geburtstag. Zugreifen.