Selten hat eine Band einen derartigen Karrierestart hingelegt wie [:SITD:]. Noch bevor es eine offizielle Single gab, war der Name in aller Munde. „Snuff Machinery“ entwickelte sich zu einem absoluten Überflieger und ebnete im Selbstlauf den Weg für einen ungebrochenen Erfolg. Es entbrannten Diskussionen um die Gerechtfertigkeit dieser Tatsache und allen Widersachern zum Trotz platzierte sich jede Veröffentlichung der sympathischen Ruhrpottband in den vorderen Rängen der DAC (Deutschen Alternative Charts).

Mit „Coded Message:12“ veröffentlichten Carsten Jacek und Tom Lesczenski nun ihren zweiten Longplayer. „Coded Message:12“ startet mit „Curtain Raiser“, dem Vorspiel. Schon hier empfehle ich dem Hörer, ebenso wie beim Schlussakt „Final Curtain“ die Ohren zu spitzen oder im Booklet die Texte nachzulesen. Gesprochen von Adrian Hates (Diary of Dreams) und untermalt von schaurig-schönen Melodien wird menschliches Handeln hinterfragt. Wie oft steht man sich und seinen Träumen selbst im Weg? Wie oft versuchen wir die Realität bewusst zu verkennen? Fragen, die genug Stoff zum Grübeln für einen ganzen Tag geben! Weiter geht es mit einer nicht minder interessanten Thematik, aber eindeutig druckvollerem Sound. „Brand of Chain“ bedeutet soviel wie Kainszeichen, das Zeichen einer bösen Tat, das dem Täter quasi ins Gesicht geschrieben steht. Energiegeladen und mit echtem Clubstuff geht es weiter. Die Vorabsingle „Richtfest“ ist das längste Stück auf „Coded Message:12“ und dürfte dem alternativen Elektrovolk bereits bekannt sein.

Nach Platz 2 in den DAC und den US Top 10 Sellers konnte „Richtfest“ in den skandinavischen NAC (Nordic Alternative Charts) sogar die Pole Position erobern. Dieser Umstand ist weiterer Beweis für die weltumspannende Wirkung des [:SITD:]-Sounds. Mit „Upstairs“ verlassen [:SITD:] vorerst den härteren BPM-Bereich. Hier wurden ruhigere Klänge und eine traurig anmutende Melodie zur Untermauerung der Thematik des Vergessens, des sich Distanzierens von schmerzhaften Erinnerungen genutzt. Die deutsche Midtempo-Nummer „Wegweiser“, das folgende „Plastination City“ sowie „Crusade“ sind wieder druckvoller. Wie der Titel „Sentiment“ schon vermuten lässt, handelt es sich um einen ruhigeren Track. Unterschwellige, immer wieder auftauchende Melodien verleihen dem Sound einen unwahrscheinlich hohen wieder Erkennungswert. Was schnell langweilig werden kann, ist hier fein abgestimmt und bleibt sofort im Ohr hängen. „Yield To Despair“ bietet eine kurze instrumentale Verschnaufpause und ebnet den Weg für meinen kleinen Favoriten des Albums. „Relief“ vereint eindrucksvoll Beats und Rhythmus mit wunderschönen Melodiefolgen und intensiven Vocals. Dieser Song hat sich sofort in meinem Kopf eingebrannt.

Mit „Ascension“ geht „Coded Message:12“ seinem Ende entgegen. Eine schöne Midtempo-Nummer, die den Schlussakt und letzte versteckte Klänge einleitet. Wie die Vorabveröffentlichung „Richtfest“ schon vermuten ließ, bleiben [:SITD:] auf „Coded Message:12“ ihrem bekannten Stil treu. Die Songs zielen zumeist eindeutig auf die Tanzflächen ab und bieten dabei im gleichen Zug lyrische Denkanstöße. Hier werden nicht nur pseudo-dunkle Themen angesprochen, sondern auch mal heikle Inhalte aufgegriffen. So wie sich im bereits angesprochenen „Richtfest“ mit der Thematik von Serienmördern auseinander gesetzt wird (eine entsprechende Rezension findet ihr auf unserer Seite), so werden bei „Plastination City“ die ethisch-moralischen Verfehlungen Gunther von Hagens’ „Körperwelten“ hinterfragt.

„Coded Message:12“ bietet also nicht nur was für Ohr und Tanzbein, sondern auch was für’s Köpfchen. Das Album überzeugt durch die gewohnte Kombination harter Beats mit melodiösen Synthiesequenzen und bietet eine Vielzahl Ohrwurmtauglicher Songs. [:SITD:] haben sich einen eigenen Sound geschaffen, der mich auch nach dem ca. 20. Durchlauf des Albums immer wieder in seinen Bann zieht. Selten gelingt es Bands aus einem Album ein solch geschlossenes Gesamtwerk zu schaffen. Dafür kann und werde ich alle vorhandenen Sterne geben.