Wenn sich Gabriel Severin und Marc Medea als Silk Saw zusammen tun, kommt immer etwas besonderes dabei heraus. Dieses mal hat sich das Duo keinem geringeren Thema angenommen als "König Ödipuis" (Oidipus Tyrannos), dem Drama des griechischen Dichters Sophokles. Die Stücke entstanden direkt zu einem französischen Theaterstück, das auf der Übersetzung von Friedrich Hölderlin beruht. Silk Saw haben die Bühnenaufführungen jeweils live begleitet. Alle Tracks entstanden aus dem Zusammenspiel der Schauspieler und den einhergehenden musikalischen Experimenten von Silk Saw. Das nun vorliegende Album "Empty Rooms" ist eine Nach- und Überbearbeitung der Songs aus dieser Live-Performance. Das Thema Ödipuis ist in vielerlei Hinsicht brisant. Das ursprüngliche Werk von Sophokles gilt als Musterfall der Tragödie. Hölderlins Leben selbst war eine einzige Tragödie, die mit fast vierzig Jahren geistiger Umnachtung endete. Und schließlich hat auch Freud mit dem Ödipus-Komplex seinen Teil dazu beigetragen, dass heutzutage fast jeder mit dem Wort Ödipus etwas anfangen kann. All diese Aspekte sollte man nicht außer acht lassen, wen man sich "Empty Rooms" anhört. Das Album beginnt mit "Konservatorium" für Silk Saw-Verhältnisse sehr harmonisch und gehört eigentlich auch nicht zum Theaterstück. Er wurde gespielt, wenn die Zuschauer sich im Theater einfanden. "Konservatorium" ist ein sehr ruhiger Song mit einem leicht variierenden Unterton und einem kaum wahrnehmbaren Ticken wie von einer Uhr. Doch schon danach beginnt eine abgründige und unheimliche Reise. Der auf "Konservatorium" folgende Track "Tyrann" beginnt mit einem Stimmensample und ist ein sehr dunkler Song mit einem tiefen, droneartigen Grundton, der zum Ende hin immer höher und noisiger wird, um dann abrupt abzubrechen Die vielen gespenstisch wirkenden Samples auf dem Album lassen einen an der eigenen Wahrnehmung zweifeln. Es kommt oft vor, dass man denkt, man hätte eine Stimme gehört, sie aber nicht richtig erkannt. Beim zweiten Hören stellt sich dann heraus, dass es nur ein verzerrter Ton war oder es war wirklich eine Stimme, die wie aus dem Jenseits leise und nachhallend spricht. Wenn dann, wie bei "Palladium" auch noch ein hysterisches Lachen dazu kommt, ist Gänsehaut so gut wie vorprogrammiert. Wie viele der Samples auf "Empty Rooms" stammen sie direkt aus dem Bühnenstück. Der Zugang zu "Empty Rooms" ist mit Sicherheit nicht leicht. Es braucht schon etwas Zeit und Geduld, bis man sich an das Album gewöhnt hat. Danach wird es aber erst richtig interessant und bei der entsprechenden Lautstärke ein wahres Erlebnis!