Sigur Ros, die Götter, die auf dem isländischen Musikolymp gleich neben Björk ihren Platz eingenommen haben, machten in den letzten Jahren eher von sich reden durch nicht veröffentlichte und verworfene Stücke, so dass ‚Inni’ ein willkommener Gruß des Kollektivs ist, der hoffen lässt, dass es weiter geht mit der Band. Ein 2CD/DVD-Set liegt vor, die vorerst letzten beiden Konzerte von Sigur Ros in London 2008 der Nachwelt zu erhalten. Als echte Band ohne Streicherergänzung waren Sigur Ros unterwegs und präsentierten einen eher düsteren Querschnitt ihres Bandschaffens. Auf den beiden CDs sind immerhin 15 Tracks enthalten, so dass man fast ein wenig über den geringen zeitlichen Durchschnitt von sieben Minuten pro Song schmunzeln darf. Über die zehn Minuten schaffen es gar nur zwei der Tracks, eher untypisch für die Band. Das Publikum holt man von vorneherein auf seine Seite durch ‚Svefn-g-englar’ als erstes Stück, das für den Gesamtbogen einen entspannten Einstieg gewährleistet, bevor mit ‚ Glósóli’ erste dichte, schwere Soundcollagen Einzug halten, die bei ‚ Ný batterí’ ihren ersten breiigen Höhepunkt erreichen. Jonsis Stimme trägt wie immer tonsicher und klangstabil einen großen Teil zum Bestehen des Mythos Sigur Ros bei. Einzigartig, teilweise schon fast klassisch schwingt dabei sehr viel Traurigkeit und Beklemmung, dann aber auch wieder Kraft und Bestimmtheit mit. Fast alle Singles sind in der Tracklist enthalten, auch ‚ Sæglópur’, ein definitives Highlight, das es schafft, die Band in 7:45zu beschreiben: Xylophon, Kopfgesang, hypnotische Klavierakkorde und ein die Einbindung eines hohen Spannungsbogen zwischen psychedelischem Rock und ambienten Klangbildern. Vom Album ‚Með Suð Í Eyrum Við Spilum Endalaust’ hat es auch ‚All Alright’ in die Setlist geschafft, der Song bei dem Jonsi es gewagt hat, von seiner Muttersprache ins Englische zu wechseln. Ein Experiment, das sich voll ausgezahlt hat, denn von der Zerbrechlichkeit und der Einzigartigkeit des Band-Outputs ist durch den Wechsel in eine andere Sprache glücklicherweise nichts, aber auch gar nichts verloren gegangen. Die visuelle Umsetzung des Konzerts für die im Set enthaltene DVD ist nach dem eher Island dokumentierenden ‚Heima’ sehr experimentell ausgefallen. Maßgeblich schwarz-weiß und düster fühlt man sich filmtechnisch ein Jahrhundert zurückversetzt. Neue Effekte wurden integriert indem der Regisseur den ursprünglichen Film nochmal mit analogen Effekten von der Leinwand abgefilmt hat, dabei wird mal durch Glasprismen gefilmt, dann bestimmen Reflektionen das Bild. Künstlerisch sicherlich nicht übel, ein ganzes Konzert so zu schauen wird auf die Dauer allerdings anstrengend. Der eigentliche Film beinhaltet nur neun der fünfzehn Tracks von den Audio-CDs, vier der fehlenden sechs Songs werden allerdings noch als Extras nachgeliefert. ‚Inni’ ist sicherlich eine der besseren Live-Veröffentlichungen der letzten Zeit, allerdings hätte man beim Film aus meiner Sicht noch eine Schippe drauf werfen können. Für ein, zwei Videoclips geht das Konzept auf, für ein Full Feature entstehen visuelle Längen. Musikalisch ein Zuckerstückchen, ohne Zweifel, denn Sigur Ros ist eine beeindruckende Live Band und das zeigen die Isländer auch auf dieser Veröffentlichung.