Für das seit 2003 existierende Projekt Shrine des Bulgaren Hristo Gospodinov scheint endlich die Stunde geschlagen zu haben. Zuvor war Shrine beim Netlabel Mirakelmusik, sowie bei Drone Records und Corvus Records unterwegs. Nun konnte Hristo sein neues Album "Somnia" beim renommierten Label Cyclic Law herausbringen. Früher noch tief im Dark Ambient verwurzelt, hat er sein Projekt für vielerlei Einflüsse geöffnet und diese in seine Musik mit aufgenommen. Ambient ist es immer noch, nur kann man ihn nicht mehr unbedingt als Dark bezeichnen. Das auffälligste an Shrine und seinem neuen Album ist die Integration verschiedener Naturgeräusche. Kein Song auf "Somnia" kommt ohne sie aus. Hinzu kommen verschiedene mechanische Geräusche, helle Glockenklänge und als Basis der Songs ein schwaches, aber extrem tiefes Grollen. Diese Vermengung von Hell und Dunkel, von organischen und anorganischen Sounds verdeutlicht die Ausrichtung des Albums, die der Titel bereits ankündigt. Es geht um den Zustand zwischen Schlaf und Wach sein, um diesen Dämmerzustand, der Tagträume evoziert und dem dahin Schlummernden keine Chance lässt, zwischen Realität und Traum zu unterscheiden. Dafür setzt Shrine neben Feldaufnahmen auch auf richtige Instrumente, die aber so gut wie nicht erkennbar sind. Seinen Traumzuständen spendiert Shrine ein extrem idyllisches Antlitz. Zwar schwebt durch die tiefen Drones und die mechanischen Geräusche eine gewisse Fatalität mit, aber Vogelzwitschern, Grillenzirpen und Wasserplätschern lassen eher an Regenwald als an Alptraum denken. Dazu ziehen sich besinnliche Melodien bzw. Klänge wie eingefangene Emotionen in sanften Wiederholungen durch die Songs und verleihen der Geräuschkulisse die notwendige Ruhe. Hristo selbst bezeichnet seine Musik als 'experimental art', was wohl auch hundertprozentig zutrifft. Doch sollte man sich von derlei Aussagen nicht täuschen lassen. "Somnia" ist eine sanfte Naturgewalt. Das Album illustriert das anvisierte Thema nahezu perfekt und ebenso faszinierend, genauso wie das Cover, das Hristo von Seung Ho Henrik Holmberg übernommen hat.