Vor gut 5 Jahren erschien das letzte Album der amerikanischen Elektropunks von Shock Therapy. Den Release von „The Moon & The Sun“ erlebte Mastermind "Itchy"nicht mehr, da er kurz zuvor verstorben war. Viel hatte er nicht ausgelassen in den Jahren zuvor: Haufenweise Veröffentlichungen, ein ganz großer Hit, Live-Exzesse, Alkohol, Drogen und 8 Jahre Gefängnis standen auf dem Plan. Warum gerade jetzt "Live from hell" erscheint, ein Live-Album mit Aufnahmen eines Konzertes in Querfurt 1995, erschließt sich mir nicht ganz, besprochen wird der Silberling aber natürlich. Die meisten werden Shock Therapy wahrscheinlich nur mit "Hate is just a 4 letter word" verbinden, den einen Überhit, der (wie so oft bei Bands mit DEM EINEM Hit) nicht einmal typisch für die restliche Musik der Band ist. Doch Shock Therapy konnten sehr viel mehr – gerade die Mischung aus rotzig, dreckigem Punksound und elektronischen Spielereien machen einen ganz eigenen Sound aus. Hinzu kam wunderbar irrer Trash und eine Arschlochattitude, das Bild des schrcklich unangenehmen und widerlichen Clowns tat sein Übriges. Auf "Live from hell" erlebt der Hörer nun ein Live Set bestehend aus 9 eigenen Tracks und 3 Coverversionen. Spröde verpackt ohne Booklet und Photogallerie kommt das Digipack daher, doch die Inhalte glänzen: Die Aufnahmen klingen authentisch, der Sound ist nicht perfekt aber denoch sehr gut verständlich und es finden keine Schnitte statt. Selten habe ich ein Live Album gehört, bei dem ich so sehr das Gefühl hatte, direkt an der Bühne zu stehen. Und was da auf der Bühne stattfindet ist sicherlich nicht schön und emotional. Es ist ein räudiges Zeugnis einer Band, die zwischen Drogen und Punk Attitüde, zwischen Genie und Dreck pendeln. Ein tolles Konzert, köstliche und um jeden Preis Hass auf sich ziehende Ansagen und ungeschönte Coverversionen, Shock Therapy, wie man sie in Erinnerung halten sollte. Vor allem für Fans der Band eine gute Gelegenheit, ist "Live from hell" doch das erste Live Produkt im ansonsten immensen Fundus der Band. Für all diejenigen, die Shock Therapy (bis auf "Hate...") nicht kennen wird es sicherlich etwas herbe Kost sein, zumal der Klassiker in einer punkigen Version niedergeschleudert wird. Für Interessierte mit Spaß an Punk denoch ein tolles Werk.