„Was kommt noch aus Brasilien, ausser Samba und Fussball?“ dieser Frage gedanklich nachgehend und auf unserer Lieblingsgartenliege an einem Cocktail nippend erfreuen wir uns an dem guten Wetter, aber irgendwas stimmt nicht. Etwas unheilvolles scheint langsam näher zu kommen, der Horizont verdüstert sich, eine elektronisch verzerrte Stimme flüstert uns Dinge ins Ohr und plötzlich bricht eine Planierraupe durch den frischlackierten Gartenzaun, darauf vier Männer. In voller Fahrt springen sie herab, die Planierraupe pflügt durch das schicke Beet und macht das Gartenhäuschen nieder. Noch bevor wir realisieren was eigentlich vor sich geht und man den augespuckten Cocktail aufwischen kann, reisst einem ein grosser Hühne mit Dreadlocks den Kopf zurück. Er schreit einem irgendwas ins Gesicht, einer seiner Kollegen schlägt einem gleichzeitig ein dickes Buch immer wieder gegen den Hinterkopf. Einige Zahnlücken und eine Gehirnerschütterung mehr verpuffen die vier Herren einfach. Etwas gebeutelt rappeln wir uns auf und betrachten den rauchenden Krater, in dem wir uns jetzt befinden. Obwohl total im Eimer war das eigentlich garnicht schlecht, aber was zum Teufel... ah, ein kleiner, leicht verkohlter Post-it klebt an dem dampfenden Rest verkohlten Plastiks, der mal ein Planschbecken war: „Guten Tag, wir waren Sepultura und wir hatten Dante dabei. Viel Spass beim aufräumen!“ „Dante XXI“ ist Sepulturas geilstes, aggressivtes, ausgetüftelstes, innovativtes, dreckigstes und gemeinstes Album seit langem. Orchestrale Passagen die perfekt zu kleinen elektronischen Spielereien passen, eine durchgehend düstere Atmosphäre, die der Thematik vollends gerecht wird, ein Digipack, dessen Booklet alleine schon einen Preis verdient (ok, entweder man hasst es, oder man liebt es), die Pop Art Zeichungen im Stil eines Holzschnitts habe ich bisher noch nicht in einem Booklet gesehen, selbst das Papier fühlt sich edel an. Und das alles dauert nur 38 Minuten und 57 Sekunden! Anfangs ist mir das nicht aufgefallen, wenn eine Busfahrt knapp 30-35 Minuten dauert versteckt sich die kurze Spieldauer recht gut vor einem, umso größer dann die Enttäuschung, dass Sepultura hier wirklich nur knapp über die länge einer durchschnittlichen Grindcore Veröffentlichung kommen. Grade wenn man sich vollkommen drauf eingelassen hat, man nurnoch nach mehr Bombast und Aggression lechzt winselt der CD-Player und aus die Maus. Der einzige Weg diesen herben Wermutstropfen zu umgehen ist die ganze Scheibe auf Repeat zu stellen, schade ist es trotzdem, da wäre viel, viel mehr drin gewesen. Wem „Against“ zu seltsam war, „Sepulnation“ zu ruhig und „Roorback“ zu eintönig kann hier beruhigt zugreifen, wer gerne innovativ eins auf die Mütze bekommt hat „Dante XXI“ eh schon im Regal stehen. Anspieltipps: Alles, ist eh viel zu kurz und deswegen gibt’s auch keine fünf Sterne. Bäh!