Keine Angst, das hier ist keine Doku über den Klimawandel oder ein Schulreferat mit Poster und Klebestift. 'Blauer Planet' ist vielmehr ein schräg-schöner, poetisch-verrauschter Streifzug durch Raum und Zeit, irgendwo zwischen Synthpop-Melancholie und Spoken-Word-Wucht. Die erste gemeinsame Veröffentlichung der Winterthurer Autorin Julia Toggenburger und des Rheintaler Musikers Carlo Rainolter (aka Karl Kave) klingt wie ein Mixtape aus dem Paralleluniversum – aufgenommen in den Achtzigern, aber mit Abspielknopf in der Jetztzeit.
Die Texte: mal zart, mal zerrissen, taumeln zwischen Weltallmetaphern, Alltagsminiaturen und emotionaler Schwerelosigkeit. Wer sich hier auf Lyrics wie „Schrott im Körper, Schrott im All“ einlässt, entdeckt schnell: Das ist keine Flucht ins Absurde, sondern ein Blick auf alles, was zwischen zwei Jazz Hands und einer grünen Tüte Platz hat. Es wird gewandert, gewalzt, gewartet – und am Ende winkt der Riese. In fünf Milliarden Jahren. Musikalisch setzt Blauer Planet auf ungeschliffene Synths, rumpelnden Retro-Charme und ein gutes Maß DIY-Charisma. Irgendwo zwischen minimal und emotional schwingt sich das Album durch 13 Tracks voller Charme, Kantigkeit und Eigensinn. Dabei bleibt es angenehm unaufgeregt und trotzdem intensiv – wie ein melancholischer Nachtspaziergang durch verlassene Betonlandschaften mit Walkman am Gürtel.
Wer Karl Kave & Durian kennt oder sich schon mal in Carlo Ondas analoge Traumwelten verirrt hat, wird sich auch hier wohlfühlen – nur dass diesmal mit Julia Toggenburger eine Stimme dabei ist, die das Ganze lyrisch auf ein neues Level hebt. Fazit: Blauer Planet ist kein Album für die schnelle Nummer zwischendurch. Aber für Freund:innen von Grenzwelten, Poesie in Bewegung und schrägem Synthpop ist es ein kleines Juwel aus ferner Nähe.
Schrott im All, Poesie im Ohr – 'Blauer Planet' von Karl Kave & Julia Toggenburger

Schwärzer wird’s nicht: Out Of Line Weekender 2025 mit Covenant, Hocico & Violent Magic Orchestra

Notiert euch unbedingt den 8. bis 10. Mai 2025 rot im Kalender – oder besser: schwarz. Denn dann öffnet das Astra Kulturhaus in Berlin erneut seine Tore für das finsterste Familientreffen des Jahres: den Out Of Line Weekender – Dark’n’Electro Edition 2025. Drei Tage, an denen Sonnenlicht nicht nur unerwünscht, sondern regelrecht beleidigend wäre. Drei Tage, an denen Kajaltränen fließen, Cyberlocks im Takt wippen und selbst der letzte Grufti freiwillig tanzt.Das Line-up? Eine düstere Sahnetorte mit extra vielen schwarzen Kirschen: Covenant bringen den Futurepop-Hammer, bei Hocico gibt’s Aggro-E...
Kranker Sänger, kranke Show: Welle:Erdball in München trotzen dem Chaos mit Stil und Synth

Es gibt Abende, da weiß man vorher schon: Das wird kein Spaziergang. Und dann gibt’s Welle:Erdball in München im Jahr 2025. Schon der Blick auf die Vorzeichen dieses Konzerts ließ selbst optimistische Gemüter skeptisch die Stirn runzeln: Verlegte Shows in Magdeburg und Oberhausen wegen Krankheit. Frankfurt? Komplett gestrichen. Und dann auch noch die Schockmeldung kurz vorm Konzert: Sänger Honey liegt im Bett und ist krank. Und zwar so richtig! Nun, man konnte nicht behaupten, dass man es nicht geahnt hätte. In Lindau wurde die Show am Tag zuvor schon heldinnenhaft ohne Sänger durchgezogen – e...