Es gibt sie noch, die wahren Disco-Helden, die von schillernden Anzügen und glitzernden Scheinwerfern einfach nicht genug bekommen. Eine dieser Legenden ist Fancy, der bürgerlich als Manfred Alois Segieth das Licht der Welt erblickte und mittlerweile – kaum zu glauben – stolze 78 Jahre alt ist. Doch wer den agilen Münchner am Samstagabend live im Technikum erlebt hat, könnte glatt meinen, er hätte ein Stück der glorreichen 80er zurück ins Hier und Jetzt geholt. Mit Songs wie „Slice Me Nice“ und „Chinese Eyes“ brachte er damals die Tanzflächen zum Beben und bescherte sich selbst gleich dreimal eine Platzierung an der Spitze der Billboard Dance Charts. Es ist kaum zu übersehen, dass ihm das Rampenlicht genauso viel bedeutet wie die schillernde Musik, die er seit Jahrzehnten lebt. Fancy ist mehr als nur ein Künstlername – er ist der Inbegriff der Disco-Ära, die einfach nicht sterben will.
Disco-Feuerwerk und Rock’n’Roll-Intermezzo: Ein Abend voller Kontraste
Den Auftakt dieses glitzernden Abends lieferte die Italo-Disco-Königin Linda Jo Rizzo, die ihre eigenen Songs mit einer solchen Power und Leidenschaft performte, dass das Publikum von Anfang an im Disco-Fieber war. Die gebürtige US-Amerikanerin mit italienischen Wurzeln lebt seit vielen Jahren in München und ist für ihre mitreißenden Shows und ihre starke Bühnenpräsenz bekannt. Sie feuert die typischen Synthesizer-Beats ab und singt sich durch ein Set, das so perfekt auf den Hauptact abgestimmt ist, dass man fast glauben könnte, sie hätte heimlich ein paar Fancy-Tracks im Repertoire. Ihre Performance erinnerte stellenweise an die Glanzzeiten von C.C. Catch und bot den perfekten Einstieg in diesen schillernden Abend. Die Stimmung war am Siedepunkt, das Publikum schon jetzt auf Betriebstemperatur.
Doch dann passierte es: Die nächste Band, die Rock’n’Roll-Gruppe Bonny Tones, stürmte die Bühne und warf das energiegeladene Italo-Disco-Gefühl erst mal wieder ganz schnell aus dem Fenster. Nach dem schwungvollen Disco-Feuerwerk, das Linda Jo Rizzo entfacht hatte, wirkte ihr Auftritt wie ein plötzliches Abkühlen im Freibad im November. Nicht dass die Jungs ihre Instrumente nicht beherrschen würden – aber Rock’n’Roll mitten in einer Italo-Disco-Nacht? Viele Fans wirkten da doch ein wenig perplex und spätestens als der dritte Rock’n’Roll-Klassiker erklang, zog ein Staunen durch die Reihen. Man könnte fast meinen, die Veranstalter hätten hier eine kurze Pause eingebaut, um das Publikum wieder „herunterzubringen“, bevor das Highlight des Abends kam und neues Feuer entfachte.
Slice Me Nice und die Disco lebt: Fancy in Hochform
Doch dann endlich betrat Fancy die Bühne und das Technikum explodierte förmlich vor Begeisterung. Ohne Umschweife eröffnete er mit „Slice Me Nice“ und bewies, dass er nicht nur die alten Klassiker im Gepäck hatte, sondern auch die dazugehörige Energie. Die Tanzfläche verwandelte sich in einen brodelnden Hexenkessel ... naja vielleicht doch etwas übertrieben. Sagen wir mal eher in eine Menge voller enthusiastischer Fans, die jedes Wort mitsangen und den Fancy-Takt förmlich im Blut hatten. Fancy nahm sich zwischendurch natürlich (wie immer) die Zeit, den ein oder anderen Schwank aus seiner langen Karriere zum Besten zu geben, was die Menge noch weiter aufheizte – mit Anekdoten, die von Begegnungen mit Jimi Hendrix bis hin zu Kooperationen mit Größen wie Giorgio Moroder reichten. Ein waschechter Entertainer, der genau weiß, wie er sein Publikum auf seine Seite bringt.
Es folgten die Klassiker „Bolero“, „Lady Of Ice“ und natürlich „Chinese Eyes“ – jeder Song ein Treffer, jeder Takt ein Schritt zurück in die 80er. Die Fans, angesteckt von der ungebrochenen Power ihres Idols, tanzten und jubelten wie damals. Und als wäre das nicht genug, sorgten einige euphorische Zuschauerinnen mit einem kleinen „Souvenir“ in Form von geworfener Unterwäsche für besonders amüsante Momente, die Fancy mit einem Augenzwinkern aufnahm. Es schien fast, als hätte München kurzzeitig den Geist der Disco-Giganten reinkarniert.
Ein besonderes Highlight des Abends war dann auch noch das Pet Shop Boys-Medley, das Fancy gegen Ende hin präsentierte. Die Menge tobte auch hier, das Disco-Feeling erreichte seinen Höhepunkt und man hatte das Gefühl, dass dieser Abend ewig weitergehen könnte. Doch dann geschah es und erneut betrat die Bonny Tones-Band nach Aufforderung von Fancy die Bühne, als ob sie das Event ausklingen lassen sollte. Naja, vielleicht war das als „sanfter Übergang“ gedacht, doch in der aufgeheizten Disco-Atmosphäre wirkte dieser „Abschluss-Rock’n’Roll“ eher wie eine kalte Dusche. Dennoch, die Fans ließen sich die Laune nicht verderben und genossen die letzten Momente der Nacht.
Fazit: Fancy liefert einen glitzernden Abend voller Tanz und Nostalgie
Für einen Ticketpreis von 50 Euro wurde dem Publikum ein unterhaltsamer Abend voller Glamour, Nostalgie und Disco-Sound geboten, der vermutlich keinen Fan enttäuschte. Ein besonderes Plus war die Tanzfläche, die dieses Mal für reichlich Bewegung sorgte – eine kluge Entscheidung von wem auch immer, nachdem das Event im Vorjahr noch bestuhlt war und dadurch nicht ganz so viel Dynamik entfalten konnte. Die Mischung aus Fancys musikalischen Highlights und seinen humorvollen Geschichten machten den Abend zu einem besonderen Erlebnis. Wer noch mehr Fancy wollte, konnte gegen "mehr Geldbeutel" sogar ein Meet & Greet buchen, doch für uns endete die Disco-Reise nach den letzten Takten.
Dieser Abend zeigte wieder einmal, dass die Disco niemals stirbt und dass Fancy immer für einen unvergesslichen Abend gut ist. Ob es nächstes Jahr einen Nachschlag gibt? Aahhh puh ... wir können es nur hoffen – der Kult lebt!
Schillernde Disco-Nacht mit Kultstatus: Fancy live am 09.11.2024 im Technikum München
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