Allein die gedankliche Fortsetzung des Titels „Wer Wind saet...“, läßt es erahnen. Saltatio Mortis halten auch in ihrem siebten Studioalbum den rockigen Tönen die Treue. Der Erfolg scheint ihnen dabei recht zu geben, konnte der Silberling schließlich aus dem Stand einen Einstieg auf Platz 10 der Media-Control Charts für sich verbuchen. Braust also tatsächlich ein Sturm durch das Schaffen der Band oder beschränkt sich selbiger auf das ebenfalls sprichwörtliche Wasserglas? Ihr werdet es erfahren... Was zunächst positiv auffällt, ist, daß die Saltaten in den Texten fast gänzlich auf die inzwischen mehr als ausgelutschten mittelalterlichen Histörchen verzichten. Lediglich „Kaltes Herz“ könnte man noch in die Kategorie Altertümliches einordnen, da der Geschichte das gleichnamige Märchen von Wilhelm Hauff (1802 – 1827) zugrunde liegt, ansonsten bestimmen jedoch moderne, manchmal nachdenkliche Themen das Geschehen. So z.B. im Opener „Ebenbild“, das sich mit einem menschlichen Klon befaßt, oder „Manus Manum Lavat“, dessen deutsche Übersetzung „Eine Hand wäscht die Andere“ für sich spricht. Introvertiert geht es hingegen in „Letzte Worte“ und „Aus Träumen gebaut“ zu, den beiden Balladen der Scheibe, wo besonders deutlich wird, daß Sänger Alea der Bescheidene offensichtlich an seiner Stimme gearbeitet hat. So gefühlvoll und klar kam der Gesang bei Saltatio Mortis noch nie zur Geltung. Aber natürlich darf auf „Wer Wind saet“ auch wieder ordentlich gerockt werden. Gerade „Rastlos“ mit seinen Metal-Riffs, das treibende „Miststück“ oder das abschließende „Wir säen den Wind“ werden sicherlich live die Bühnen zum Beben und die Fans zum Bangen bringen. Überhaupt scheint es, daß sich Saltatio Mortis trotz der nach wie vor eifrig eingesetzten Dudelsäcke vom Mittelalter-meets-Rock-Gestus verschieden wollen. Mit Ausnahme von „La Jument De Michao“ finden sich nämlich nur noch wenige Stellen, an denen man sich an In Extremo & Co. erinnert fühlt. Sogar die holde Weiblichkeit darf einmal ans Mikrophon. Bei „Salome“ übernimmt niemand geringerer als Rockröhre Doro Pesch (Doro / ex-Warlock) den Part der legendären jüdischen Prinzessin, und das sehr überzeugend. Obwohl dennoch der große Sturm ausbleibt, eine frische Brise ist es allemal, die durch das aktuelle Werk weht. Ob das an den neuerlichen Umbesetzungen liegt (Mik El Angelo wurde durch Samoel an der Gitarre ersetzt und Cordoban der Verspielte sowie Gründungsmitglied Thoron kehrten der Band den Rücken, dafür sitzt live Jean Méchant am Schlagzeug) darüber kann nur spekuliert werden. Gewiß ist aber, daß Saltatio Mortis mit „Wer Wind saet“ einen spürbaren Schritt nach vorne getan haben. Dafür gibt’s diesmal satte 4 Sternchen und die Aufforderung – weiter so !