Derbe Strommusik, die fünfte. Roger Baptist schippert als Käpt'n Rummelsnuff erneut auf den Plattentellern seiner treuen Mannschaft. Doch nicht er allein steht im Zentrum des neuesten Albums dieser liebenswerten Melange aus Muskeln, Manneskraft und Feelgood, auch Asbach, erster Maat und langjähriger Freund des Käpt'ns trägt gleichberechtigt zu diesem tollen Werk bei, das deswegen passenderweise 'Rummelsnuff & Asbach' betitelt wurde. Das abgefahrene Coverartwork schürt die Vorfreude von Liebhabern der gehobenen Trashkost und selten konnte ich einem Pressetext so zustimmen wie in diesem Fall: Rummelsnuff und Asbach „nähern sich mit diesem Album ein weiteres Stück der Perfektion... und halten dennoch immer wohltuend Abstand zu ihr.“ Auch das Booklet zeigt die deutliche Entwicklung, die das Projekt durchmacht – natürlich gibt es jede Menge pralle Rummelsnuffhaut zu sehen, doch ist die Aufmachung, die thematische Umsetzung der Texte ins Bildformat noch einmal amüsanter als auf dem letzten Album. Musikalisch kann ich als Fan nur frohlocken. Denn der Sound ist stimmiger geworden, das Zusammenspiel aus minimaler Elektronik, Folklore und Polka hat sich zu einem unverkennbaren und (wenn man es zu schätzen weiß) genussreichen Reigen entwickelt, der in den heimischen Hallen, bei Festen und auf der Tanzfläche gleichwohl funktioniert. Und die Figur des Käp'tns ist zu einem realen Charakter gereift, das Video zu „Der Teidler“ setzt auf eine wehmütige Ästhetik. Dieser Song beginnt auch die ungemein starke erste Hälfte des Albums: Langsam, dramatisch und schleppend setzt der Song anders als vergangene Singles auf Schwermut und Ernsthaftigkeit, die Rummelsnuff in meinen Augen sehr gut stehen. Gleiches gilt für „Stille im Maschinenraum“, das sich sanft und intelligent dem Thema Tod annähert. Dann erst wird es feierlicher und der Wahnwitz schippert in herrlichem Denglish gen England, wo man sich mit „Haferschleim“ fürs Gelage rüstet. „Crystal Ball“ gehört Asbach alleine und es ist erstaunlich, wie sehr ein solcher Song trotz des Fehlens vom Käp'tn ganz Rummelsnuff ist. Ein toller Albumstart. „Ritsche Ratsche, die Maschinen wahrhaftig Respekt verdienen und den Ablauf hält in Fahrt Helmut der Maschinenwart“ Ja, dieser „Helmut“ läd zum Tanzen ein, „Doktor Rummel (verwandelt sich in) Mr. Snuff“ und „Beat gehörig wummert, weckt die Sau, die in dir schlummert“ - ich bin begeistert. Das lässt sich doch kaum noch steigern. Aber es geht: mein Höhepunkt folgt mit dem Gebet an den „Eisengott“, ein Stück, dass sich bereits mit dem ersten Durchlauf in meine Top 3 des Käpt'ns gedrängt hat. Irre, witzig, wahnsinnig, tanzbar und saustark. Es folgen als starke Songs noch Tips für den Muskelaufbau („Harzer Käse“!), groovende Lobgesänge auf aktive Männer („Springkraut“ und „Zuchtvieh“) und abschließend eine wehmütiges Seemansstück, bei dem der Käpt'n dem Weggang eines Mannschaftsmitgliedes nachtrauert. Für mich das bisher gelungenste Werk, das den Groove der ersten Alben gekonnt mit der erhöhten Professionalität auf 'Kraftgewinn' verbindet. Voller Vorfreude schaue ich auf die nächste Woche, in der ich in Hamburg bei der Livepräsentation des neuen Materials dabei sein kann und allen Lesern rate ich dringend zu einem Probelauf – Rummelsnuff und Asbach haben mehr zu bieten, als man im ersten Moment meinen mag.