Kahl rasierter Schädel, Muskelpakete überall, Stiernacken und ein martialisches Auftreten: Wer Rummelsnuff sieht, denkt zunächst unwillkürlich an die Szene, mit der wir alle (hoffentlich) überhaupt nichts zu tun haben wollen. Doch der Schein trügt: Roger Baptist alias Rummelsnuff geht es nicht um eine politische Botschaft und ist weit davon entfernt, ein Rechter zu sein. Vielmehr spielt der aus Sachsen stammende Künstler sehr gekonnt mit Klischees; seine Hymnen auf die Männlichkeit machten ihn nicht nur zur Schwulen-Ikone, sondern auch zu einem selbst vom Feuilleton vielbeachteten Interpreten. Auch auf seinem neuen Album „Himmelfahrt“ bleibt Baptist seiner Linie treu: Vierzehnmal knurrt sich der Bodybuilder in unsere Herzen, begleitet von sperrigen Synthesizern und Gitarren oder von sehnsüchtigen Akkordeons. Zum Einstieg gibt es mit „Der Schrauber“ einen gut gelaunten NDW-Song. Danach gibt es gleich das erste Highlight: „Trägt die Woge Dein Boot“. Der sparsam instrumentierte und melancholische Shanty könnte so auch von Hans Albers stammen – ganz großes Kino. Dazu gibt es unter anderem die DAF-Hommage „Machen wir den Tanz“, an die sich mit „Amundsen“ ein weiterer, stiller Höhepunkt anschließt. „Himmelfahrt“ ist der Song zum Mitgrölen für alle Bierseligen. Weiter geht es mit der ironischen Demontage des Celentano-Klassikers „Azzurro“ und der industriallastigen „Derben Strommusik“. Boney-M-Fans finden bestimmt Gefallen am „Daddy Cool“-Cover. Großartig auch der zweite Shanty „Seemann“. Fazit: Rummelsnuff untermauert mit „Himmelfahrt“ sein Image als bedrohlich aussehender, im Inneren aber sensibler und melancholischer Brummbär, den man einfach gern haben muss. Ein rundes Album, trotzdem gibt es "nur" 5 Punkte, da Rummelsnuff Innovationen scheut und Überraschungen daher ausbleiben.