Das seit weit über 15 Jahren nicht mehr aus der Szene wegzudenkende Kult-Label Danse Macabre, welches in den frühen Jahren mit Bands wie "Printed at Bismarck’s Death", "Tilt!", "Relatives Menschsein" und "Endraum" – und heute noch, selbstredend, mit "Das Ich" – die schwarze Musiklandschaft entscheidend prägte und weiterführte, präsentiert nun ihr neues Signing "Rozencrantz". Die klangvolle Wortspielerei und gleichzeitige Hommage an den gefühlsmäßigen Inspirationsgeber Rozz Williams lässt erahnen, welchem Stil sich das auf Anhieb sympathisch wirkende Quartett aus Norddeutschland mit seinem Debüt-Album verschrieben hat: "Salvation" ist der auf wunderbare und überraschende Weise geglückte Versuch, den seit etlichen Jahren bis auf wenige erfreuliche Ausnahmen stagnierenden Gothic Rock wieder ins Rampenlicht zu holen und ihm neuen Schwung und eine neue Perspektive zu geben. Die "aktuellen Großen", wie etwa die von Rozencrantz selbst zitierten "HIM" und "The 69 Eyes" haben diesen Traditions-Pfad längst verlassen und neue Bands mit Qualitäten wie die von "Dreadful Shadows", "The Fair Sex", "The Cascades", "The Garden of Delight" und natürlich den nimmermüden "Pink turns Blue" (die Ikonen und Urgesteine "Sisters of Mercy" und "Fields of the Nephilim" bleiben in dieser Vergleicharbeit konkurrenzlos außen vor) sucht man seit längerem wieder wie die berühmte Nadel im Heuhaufen. Mit "Salvation" könnte Rozencrantz allerdings das Kunststück gelingen, sich recht schnell in die Riege authentischer, ernstzunehmender Musiker einzureihen. Und dazu muss man das Rad gar nicht einmal neu erfinden, eine Ansicht, die die Band auch selbst vertritt. Neben der klassischen Goth-Rock-Instrumentierung mit E-Gitarre, Bass und Schlagzeug experimentieren Rozencrantz mit ganz unterschiedlichen Keyboard-Klängen, ohne dass diese jedoch als zu dominant empfunden werden könnten. Rozencrantz klingen auf "Salvation" kraftvoll-rockig und gleichzeitig sanft-verführerisch, ergreifend melancholisch und doch hoffnungsvoll, erfrischend anders und wiederum angenehm vertraut. Sänger Skye, prädestiniert für den neuen Schwarm junger Gothic-Girls, weiß mit seiner markanten, sicheren, kräftigen und erstaunlich wandlungsfähigen Stimme voll zu überzeugen, die Duette mit Sängerin, Model und Künstlerin Evangeline Cooper (z.B. "Her walk gets slower") werden schlichtweg zum Erlebnis. Während manche Bands bewusst kein Klischee unausgereizt lassen und regelmäßig im Sumpf der Lächerlichkeit waten, bleiben bei diesem Quartett, dessen Mitglieder seit vielen Jahren in der Szene fest verwurzelt sind und die ihre breit gestreuten musikalischen Einflüsse nicht verleugnen, falscher Pathos, ermüdendes Selbstmitleid oder gar theatralische Suizid-Anwandlungen komplett außen vor. "Salvation" klingt, ohne sich von den Grundfesten des Gothic Rocks zu entfernen, vom ersten bis zum letzten Song ehrlich, hingebungsvoll, reif, ausgefeilt, aber keineswegs aalglatt, und ausgesprochen vielseitig. Mit 11 Titeln präsentieren Rozencrantz einen in diesem Genre lange nicht mehr entdeckten Facettenreichtum, der von schnellen, griffigen Rocksongs über entspannte, ausgefeilte Midtempo-Songs bis hin zur verträumt-ruhigen Ballade reicht. Das Tüpfelchen auf dem i ist schließlich die satte, runde und hochwertige Produktion, für die sich – Überraschung! – Bruno Kramm persönlich verantwortlich zeigt, sowie dessen Einsatz als Gastmusiker, zusammen mit Gitarrist Carsten Klatte. Die beiden elektronisch geprägten Remixe des Songs "In these arms" und das mit märchenhaften Schwarz-Weiß-Zeichnungen liebevoll gestaltete, hochwertige Booklet runden das Debütalbum ab und machen es zu einer in diesem Herbst unübersehbaren Veröffentlichung, der hoffentlich die verdiente Beachtung und Anerkennung zuteil wird.