Finnland ist seit jeher ähnlich den Niederlanden ein Ort, an dem besonderer, manchmal schräger Black Metal besonders gerne gelebt wird. Das vorliegende Debüt glänzt dabei vielleicht weniger mit einem schrulligen Konzept, sondern mit einer kompromisslosen Umsetzung der eigenen Vision von hartem Sound. Black’n’Roll mit einer punkigen Attitüde, sieben Stücke lang und nach 30 Minuten schon wieder vorbei – das ist ‚Unohdan sinut‘.
Bei den ersten Takten fühlte ich mich extrem an mein erstes Hörerlebnis der ‚Jormundgand‘ von Helheim erinnert. Dieses zumindest für mich nachhaltig beeindruckende Album aus dem Jahr 1995 sprengte zunächst meine Ohrmuscheln und eroberte dann mein Herz: Das unglaubliche, extreme und unfassbar hysterische Kreischen war nicht schön, aber ganz schön krass. Und Qwälens Eetu Viita hat eine ganz ähnliche Art, seine Stimmbänder zu zerreißen und durch die eher geringe Verzerrung wirkt es nochmal extremer. Jedoch ist die ‚Jormundgand‘ nicht nur in meinen Ohren geblieben, weil es so krass war. Wirklich überzeugend waren die Lieder, die tollen Melodien und die ausgewogene Mischung aus Hysterie und anderen Momenten. Doch Qwälen bearbeiten den Hörer die komplette halbe Stunde ihrem Namen entsprechend unnachgiebig. Das ist extrem, das fetzt, aber etwas Abwechslung wäre schon schön gewesen – insbesondere bei den Vocals. Das hätte die krassen Momente nicht weniger krass gemacht, aber immer nur Vollgas ist schon sehr anstrengend und so dauern 30 Minuten länger als notwendig. Eigentlich schade, denn „Hän ei tule koskaan“ mit seiner groovig-rock’n’rolligen Art bereitet mir wirklich Freude, ist aber der einzige Song, den ich wirklich erwähnenswert finde. Der Rest ist halt solides bis gutes, aber typisches Black’n’Roll Futter mit auf Dauer arg herausfordernden Vocals.
Hört rein, insbesondere in den erwähnten Song. Ich warte mal ab, was die Band noch so abliefern wird – die Grundvoraussetzungen für Qualitätsware sind spielerisch gegeben. Wenn man noch ein wenig mehr auf Melodien achtet und nicht dauerhaft den Alarmknopf gedrückt hält, dann könnte Album Nummer zwei echt gut werden. So ist es eine erbarmungslose, gute, aber wenig beeindruckende Vorstellung, die 7€ Downloadpreis gehen trotz Spielzeit in Ordnung und ein Fleißbienchen gibt es für das wirklich schöne Artwork.
Qwälen
Unohdan sinut
19.02.2021
time to kill records
https://qwaelen.bandcamp.com/releases
01. Pimeä tila
02. Viekää minut pois
03. Polku
04. Hän ei tule koskaan
05. Rituaali
06. Unohdan sinut
07. Temppeli