Das quasi-Ein-Mann-Projekt Obscurae aus Kalifornien ist einer von ungefähr 34 Bandnamen, hinter denen Chad Davis zumindest zeitweise steht oder stand. Nicht ein Name ließ es bei mir klingeln, woraus man zumindest schließen kann, dass zumindest die ganz großen Weihen bisher ausblieben. Da ich oft meine Zweifel an der möglichen Qualität der Musik habe, wenn ich eine solche Masse an Projekten und entsprechend eine unendliche Diskografie in relativ geringer Zeit vorfinde blende ich dieses Wissen für das Verfassen der Kritik aus. Denn ‚To walk the path of sorrow‘ ist weder nur im Kontext bewertbar, noch habe ich nach mehreren Durchläufen Lust, all die anderen Projekte kennenzulernen.
Au fein, Tunnel Black Metal. Nein, ist keine eingetragene Genrebezeichnung, aber beschreibt eigentlich ganz gut den Sound, den wir hier erleben werden: Atmospheric Black Metal ist der Überbegriff, mit Dark Space hat man zumindest eine recht haltbare Vergleichsadesse. Obscurae bieten Nähmaschinen-Drums, einen wie in einer Höhle verhallten, undefinierbaren Klangbrei, aus denen einzelne Riffpassagen herausbrechen und im Stil von Landsmann Leviathan verzerrte Vocals. Da geht alles, außer mitsingen. Oft fragt man sich, ob das Gehörte grad die Vocals, die Gitarren oder die selten sich hervortuenden Keyboards sind. Was in anderen Genres ein NoGo wäre, ist hier natürlich Strategie, deswegen soweit alles okay. Melodieführung im eigentlichen Sinne ist hier auch kein Thema, Obscurae wirkt mehr wie ein unnachgiebiger Terror bedrohlichen Schreckens, fünfmal hintereinander mit einem obligatorischen Ambient-Outri. Das alles macht der Mann dahinter gefällig. Was aber fehlt ist etwas, das zum Kauf einlädt. Terror gab es schon oft, das Klangbild bekommen andere genauso bis besser hin. Manchmal sind es die Synthies, die immerhin ein wenig aus dem Klangbrei heraus Ideen transportieren, aber vielleicht bin ich nur froh, im Dauergeballer mal ein zweites Gefühl herauszuhören.
Nein, Chad Davis, mit uns wird das nichts. ‚To walk the path of sorrow‘ ist ein weiteres Album in einem Genre, das wie zum Beispiel der old school Black Metal, DSBM oder Dungeon Synth wahnsinnig enge, selbst geschaffene Grenzen hat. Zusammen mit der typsichen LowFi Kakophonie und massivem Halleinsatz kann man einzelne Lieder kaum voneinander unterscheiden, die Abgrenzung zu anderen Bands fällt aber mindestens genauso schwer. Da mir gleichsam weder Thema noch visuelle Gestaltung Grund liefern, mehr Interesse zu zeigen, ist hier einfach nichts für mich zu finden.
Die beiden Bonus Tracks, die es beim Download mit dazu gibt, sind auch reine Ambientstücke – dann hat man also erst fünfmal Tunnelgeballer und danach dreimal Ambient – auch keine optimale Erfahrung.
Obscurae
To walk the path of sorrow
27.11.2021
American Decline Records
https://obscuraebm.bandcamp.com/
01. Upon the shadowthrone of night
02. Amidst the blackfrost towers
03. Into fullmoon descent
04. To walk the path of sorrow
05. Eerie freezing winds
06. Stillheten
07. Ensomhet (Bonus)
08. Nocturne (Bonus)