Purwien & Kowa toben sich aus und lassen auf ihrem neuen Album „Vier“ so manchen Klassiker neu aufleben.

Und so startet das Neuinterpretieren gleich mit dem altbekannten „The Passenger“ in schräger Clubversion mit fast ironischem Unterton. „And everything looks good tonight.“ Wer kennt sie nicht, diese Melodie, auf der die vereinten Stimmen swingen? Es folgt darauf der Titel „Silence“, hohe Töne, Beats – sie werden eine Einheit. Ein Spiel mit den Gegensätzen. „You start talking, but I prefer to sing.“ Aber ziehen Gegensätze sich nicht an? Können die Herzen nicht genauso zu einer Einheit werden? Wir folgen den chillig-verträumten Passagen, ehe wir uns wieder ganz in den Beats verlieren. „You are calling, but I put down the phone.“ Und es wäre wohl besser, wenn du mich alleine lässt. Aber das gibt es nicht! Beschwingt bündelt sich der Sound zum aufbrausenden Refrain und es heißt: „You can show me silence and I will teach you noise.“ Und die bearbeiteten Stimmen fallen mit Schall und Power über den Sound. Erwachsene, klare Vocals leiten uns dann in „Die Liebe tanzt“. Das Klavier und die mäßigen Drums verleihen dem Titel einen ebenso verträumten Charakter, wie die Melodie. „Ich spür dich nicht. Ich hör dich nicht im Sprachgewirr.“ Gesanglich unterstützt wird das Duo hier von Bianca Stücker und Rafaela Schützner. „Die Liebe tanzt. Die Liebe schreit. Doch wenn sie schweigt, ist dieser Tanz vorbei.“ Und schließlich verlierst du dich im melancholischen Singsang der Frauen. Impulsiv lebt der Song auf und bekommt ein gefühlvolles Eigenleben mit Aussage: Die Zeit tickt, zeigt uns Grenzen auf. Jeder Moment ist so kostbar, also nutze ihn! „Wenn die Liebe tanzt, dann tanz mit ihr. Wenn die Zeit verrinnt, bleibst du alleine hier.“ Die hohen Synthtöne klingen fast wie Streicher. Wortwiederholungen lassen die Tragik zuspitzend zusammenlaufen. Trotz der Schwere der Texte schaffen es Purwien & Kowa, den Sound kontrastreich lebhaft zu halten und lassen so eine tiefere Dramatik entstehen. So auch in „Desert“. Du fühlst die bestialische Hitze in dir, die dich zerreißen will. Du kämpfst gegen den Wüstensturm in dir an. „I`m almost lost, wish that someone leads me to find my way back.” Die Verzweiflung steigert sich in „Summe Aller Teile“ beatig hoch, in schräg wabernde Sequenzen. „Die Erinnerung ist gespeichert… Ich steh schon kurz davor zu eskalieren.“ Und dies tut mitunter nicht nur das Ich, sondern auch das Schlagzeug, das in den elektronischen Sound einfällt. „Ich bin die Summe aller Teile. Ich wurde nur für dich gemacht.“ Ihr habt euch gegenseitig verändert… „und dieses Leben und die Liebe leicht gemacht.“ Die schräg bearbeiteten Parts und die PC-Stimme brennen sich schließlich ein. „…bin analog mit dir verbunden, digital ja sowieso.“ Verträumt und melodisch schön wird es wieder in „When Love is Gone“. Das Schlagzeug spielt mit dem Rhythmus, der dahingleitenden Melodie. „I wish I could change your mind.“ Die Stimmen verschwimmen auf dem Synth-Wave-Gemisch. Ist der Glaube falsch? Immer wieder kehrt beschwingt die Melodie deines Herzens zurück. „I wish I could tell the truth. I love to have you around.” Bearbeitet unterstützen die Vocals den Refrain. Was wir in “Werd Ich“ hören, sind zunächst traurig-verträumte Klaviertöne, einzelne – markante, langsame. Windig legt sich der Nebel unserer Seele darauf. „Dein Lachen füllt den Raum mit Sinn. Dein Wille ist zu stark für mich.“ Belegte Drums begleiten schließlich das Synth-„Endton“-Gemisch. „Wir fragen oft, wer nach uns hier noch übrig ist… denken stets daran, was uns dann bleiben wird.“ Der Song hinterlässt dunkle Gefühle. „Werde ich vergessen, wie du riechst? Dann tue ich so, als wenn das gar nichts macht.“ Die nachfolgende Neuinterpretation strotzt von Sarkasmus. Kann der Schmerz so einfach überwunden werden? Wohl mitnichten. Es folgt „Junimond“. Und wer kennt diesen alten Medien-Hit nicht? Jetzt wurde er zur elektronisch schönen Beat-Ausgabe gemacht. „2000 Stunden hab` ich gewartet. Ich hab sie alle gezählt und verflucht… hab dich flussauf- und flussabwärts gesucht.“ Die E-Gitarre spielt schräg ihr Lied auf den bestimmenden Drums. Fast wie ein Rap klingt es schließlich und immer wieder hörst du das „Es ist vorbei.“ Aber es ist nicht vorbei. Das zeigt deutlich „Nicht Genug“, der mit Clubcharakter daherkommt. „Ich hab noch nicht genug von dir. Ich bleib noch etwas länger hier.“ Und wieder zeigt sich melodische Lebhaftigkeit. „Du sprichst nicht viel, doch ich versteh. Was ich versprach, bleibt unter uns.“ Der vorletzte Track wird von der Band als „wie DM-Remix“ bezeichnet. Wie lassen das mal so dahingestellt und folgen dem treibenden, elektronischen Sound. „I start dancing, but you don`t dance with me.” Der letzte Titel, “Die Liebe tanzt”, mit der Bezeichnung “wie VNV-N Remix“ wird seinem Namen gerecht - neblig und doch düster treibend. Chillig hoch dirigieren die Vocals die „klopfenden“ Beats. Es folgt kurzer verträumter Gesang, ehe das Wabern der Sequenzen wieder ganz darauf pulsiert.

Purwien & Kowa liefern beschwingten Clubsound und versuchen der inneren Schwere etwas Leichtigkeit zurückzugeben. Ja, das gelingt ihnen durchaus. Wer mag, hört einfach rein.

 

Purwien & Kowa

 

31.07.2020

 

https://www.purwienundkowa.com

 

01. The Passenger

02. Silence

03. Die Liebe Tanzt

04. Desert

05. Summe Aller Teile

06. When Love Is Gone

07. Werd Ich…

08. Junimond

09. Nicht Genug

10. Silence (Wie DM Remix)

11. Die Liebe Tanzt (wie VNV-N Remix)