Warum geht ein Projekt oder eine Band mit ihrer Musik an die Öffentlichkeit? Ich hoffe doch, weil man überzeugt ist, dass das Ergebnis nicht nur einem selbst, sondern auch einer Zielgruppe gefallen wird. Und weil man subjektiv im eigenen Erzeugnis Qualität erkennt und Merkmale, die anderen hören sollten. Und wenn dann auch noch ein (zugegebenermaßen kleines) Label mein Werk veröffentlichen will, dann darf ich doch umso mehr Qualität erwarten, oder? Liege ich mit meiner Hoffnung ganz falsch? Anscheinend ja, wenn ich Puro Odio und ihre ‚Demo 2018‘ höre(n muss).
Bereits vor 2 Jahren kam die zugegebenermaßen wenig spannend betitelte Demo ‚Demo 2018‘ in Eigenregie heraus die nun mit einem entsprechend veralteten Titel aufgelegt wurde. Das klingt schon noch eher nach Werkschau und nicht nach Material für eine Pressung. Das Material selbst ist in meinen Ohren sogar noch weniger: Rödel-Rumpel-Metal-Punk-Crust-Core aus Spanien, der vom Label verkündet wird wie das nihilistische Heil für alle Freunde unfreundlicher Musik. Ich hab ja selbst alte Hellhammer im Schrank, die unter anderem als Vergleich angeführt, aber seien wir ähnlich: was damals besonders war, weil es eben Anfang der 80er Neuheitswert hat, ist aus heutiger Sicht keine gute Musik, sondern eben ein Relikt einer Phase. Und ich gestehe jeder Punk/HardCore Band zu, mit ihrem brutalen Stumpfsinn bei Kleinstkonzerte mit unterirdischem Sound für einen ausgezeichneten Moshpit zu sorgen. Aber auf Tape ist das Ganze einfach nur unbesonders: Minimalstmelodien, wie man sie von solchen Konzerten kennt, wo auch keiner auf die Idee kommt, das aufzunehmen. Mal schneller, mal langsamer, immer stumpf und immer brutal. Die Aufnahmequalität roh, aber anders als zum Beispiel beim Kakophonie-Fesival Hellhammers zu transparent, zu verständlich, weil der Hörer so noch deutlicher vernimmt, dass hier nichts Lohnendes zu finden ist. Gespielt werden die Gitarren wie gewohnt bei solcher Musik mit dem Boxhandschuh, der Gesang ist halt gebrüllt, das Schlagzeug vorhanden. Ach, ich weiß auch nicht – was soll das? Das macht doch keinen Spaß. Ich komme lieber zum Ende.
Als Demo schon sehr mau. Aber als offizielles Release? Warum? Wozu? Kauft das jemand und sagt: „Jau, so mag ich das! Oder „Wow, wie geil ist das denn“? Ich wäre maximal überrascht und entschuldige mich jetzt schon bei all jenen, denen ich unrecht tue. Ich habe zudem Zweifel, ob die sich Band wirklich schon einen Namen gemacht hat, wie es das Label-Sheet suggeriert (vor allem, wenn das Netz nur von einer weiteren Veröffentlichung mir zwei Songs weiß). Also kann man diese Veröffentlichung auch nicht begründen mit einem Bedarf der Fans der aktuellen Band an den Wurzeln ihres Sounds. ‚Demo 2018‘ ist Rohstoffverschwendung in Reinkultur. Sie klingen wie unendlich viele andere Rumpelkapellen, ihre Musik bietet kein Fundament, das eine Pressung begründet.
Puro Odio
Demo 2018
11.12.2020
Sentient Ruin Laboratories
https://sentientruin.bandcamp.com/album/demo-2018
01. Condena
02. Caos
03. Darby crash
04. Descanse
05. Venganza
06. Puro Odio