Um es gleich vorwegzunehmen: diese CD ist nicht mehr die jüngste. Schon seit 1997 bereichern Pulcher Femina die italienische Electro-/Dark Wave-Szene mit ihren originellen Kompositionen. Einigen Demo-Aufnahmen folgte dann endlich die erste „richtige“ Platte. Das Ergebnis: „fallen Angel“. Seit dieser Veröffentlichung im Jahr 2000 haben bereits weitere neue Werke von Pulcher Femina eine immer größer werdende Fangemeinde gefunden - unter anderem auch durch zahlreiche Samplerbeiträge. Trotzdem möchten wir Euch nun erst einmal das offizielle Debüt der Italiener vorstellen (auch wenn es einige von Euch vielleicht schon kennen ... ), denn nur wenigen Bands gelingt mit ihrem ersten Fulltime-Album wohl gleich ein derart großer Wurf. In Kürze werdet Ihr dann aber auch ihr aktuelles Werk „Shadows of the Lovers“ auf unserer Seite finden. Pulcher Femina - 1997 gegründet - bestand zum damaligen Zeitpunkt, als „fallen Angel“ erschien, aus Mastermind Roberto Conforti und der bezaubernden Sängerin Anna Cerichelli (seit ihrem Ausstieg im Frühjahr 2001 wird Conforti nun von Daniela Bruno stimmlich unterstützt). Ich gebe zu, ich hatte von Pulcher Femina bislang nur über einen Triton-Sampler erfahren - und ihnen dann leider keine weitere Aufmerksamkeit mehr geschenkt. Ein großer Fehler! Denn: „fallen Angel“ hat mich von der ersten Sekunde an begeistert wie lange kein anderes zuvor! Selten habe ich eine derart gelungene und harmonische Verschmelzung von Stilen und Kompositionen erlebt wie bei diesem Album. Schon das wundervolle orchestrale Titel-Intro „fallen Angel“ bietet die perfekte Einstimmung auf eine musikalische Reise in die Dunkelheit. Doch wer jetzt vielleicht Dark Wave oder Neoklassik der üblichen Sorte erwartet, wird überrascht. Und zwar angenehm. Denn diese Scheibe paßt nicht in das enge stilistische Korsett, in das sich so manche Band oft selbst zwängt. Was folgt, ist ein opulentes Feuerwerk aus Electro, Dark-Pop und Dead can Dance-artigen Hymnen („breath“ ist der beste und gelungenste Beweis dafür!), einfühlsam interpretiert von Roberto Confortis mal klaren, mal elektronisch verzerrten Vocals und dem unglaublich abwechslungsreichen Gesang von Anna Cerichelli. Scheinbar mühelos gelingt ihr der stimmliche Spagat zwischen einer rebellischen Goth-Diva und einer melancholisch-dramatischen Opern-Chanteuse. Wer erwartet hat, daß sich Italiens niveauvoller dunkler Musik-Export auf Kirlian Camera, Ataraxia und Ordo Equitum Solis erschöpft, wird hiermit eines besseren belehrt. Pulcher Femina ist mit „fallen Angel“ ein abwechslungs- und facettenreiches Album gelungen, das bei Electro-Fans wie auch bei Romantikern und 4AD-Fans sicherlich gut ankommen wird (bzw. angekommen ist... ). 12 tanzbare und verträumt-ruhige Stücke laden zu einem Nachtspaziergang ein, den man so schnell nicht vergessen wird. Das aktuelle Album „Shadows of the lovers“ wurde übrigens in den Wittener Sonicstage Recording Studios von Volker Lutz (T.O.Y. /Ex- Evil’s Toy) aufgenommen. Dazu aber bald mehr!