Mit den Synthpop Clubanthems 1 begann das amerikanische Synthpop-Label A Different Drum 2002 eine bemerkenswerte Serie. Denn hier gibt's nicht den normalen Synthpop in Reinform - also eher nett und sanft klingende Melodien mit typischem Synthpop-Gesang. Vielmehr bietet diese Compilation, wie es der Name schon sagt, Hymnen für den Club. Der Begriff Hymnen (also Anthems) ist natürlich sehr gewagt, vermag aber zusammen mit "Synthpop" für einen speziellen Musikcharakter zu stehen. Die ausgewählten Bands sind allesamt aus dem Katalog von ADD, das für den Vertrieb in den USA zuständig ist. Ein Großteil ist dem Hörer vermutlich eher von Sampler-Veröffentlichungen bekannt. Zumindest aber Bands wie Echo Image, Wave In Head, The Nine u.a. dürften inzwischen auch uns Europäern durch eigene VÖs bekannt sein. Für einen Synthpop-Sampler eher untypisch, gibt es durch die verschiedenen Mixe, fernab der Radio-Versionen, öfters härtere Beats auf die Ohren, die zusammen mit neuen Arrangements und trotzdem ähnlicher Sounds die Intention des Originals bewahren. "Zwangsläufig" gibt es auch Futurepop-Anleihen, die jedoch nicht so arg strapaziert werden, so dass durchaus auch Kritiker Gefallen an dieser Scheibe finden könnten. Also ist jeder Titel mehr als tanzbar und wir einigen uns auf den Begriff Club-Kracher aus dem Synthpop-Bereich. Der Sampler startet mit einem Remix von Echo Images "Skulk". In typischer IOC-Electro-leichter-Roboterklang-Mix-Manier gewinnt die CD dadurch an Fahrt, die sich im Verlaufe noch steigert, ihr Pulver also nicht gleich zu Beginn verschießt, weil der Remix-Sound nicht so ganz mit dem Original harmonieren möchte (4,5 Sterne). Mit einem Remix von Moulin Noirs "Spellbound" gibt es dann die ersten, heftigeren Beats. Zusammen mit einem Refrain zum Mitsingen bleibt der Titel noch längere Zeit im Gedächtnis hängen (5,5 Sterne). Der Remix von "Vast" ist wieder ein wenig synthpoppiger gehalten. Trotzdem schraubt sich auch ein leichter Electro-Charakter durch den Song. Auch hier gibt es wiederum einen schön anzuhörenden Refrain (5,5 Sterne). Der Iris-Mix von Merges "Autumn Leaf" verleitet fast eher zum Träumen, ist radiotauglicher als die bisherigen Lieder, lässt aber bei richtiger Lautstärke durch seine elektronischen Sounds trotzdem die Boxen krachen (5 Sterne). Nun sind wieder einmal Icon Of Coil gefragt - und zwar beim Mix von Count To Infinitys "Undertow". IOC-typische Sounds, etwas verspielter (gut für die Kopfhörer geeignet) und vom Arrangement her, weil es ohne echten Refrain eher nach vorn abgeht, als gute Clubnummer geeignet, der jedoch der letzte Kick fehlt (4,5 Sterne). Mit Titel Nr. 6 - Sweep mit "Emptiness Your Loneliness" - zeigen Echo Image nun auch ihre Künste als Remixer. Und das nicht mal schlecht. Zwar benötigt der Song etwas Anlauf, um sich ab ca. 2 Minuten so langsam zu entfalten. Am Ende bleibt mindestens der Refrain im Kopf, wobei dieser immer noch am Nicken ist (5,5 Sterne). Das absolute Highlight folgt im Anschluss durch The Nine mit "Control". Das Original war schon ein Hammer, aber diese Energie in einem weiteren Mix noch zu verstärken - und dies vom Anfang bis zum Ende, ist fast ein Unding. Treibende Beats, ein Mega-Refrain und Gänsehaut... (6 Sterne). Chef-Remixer DJ RAM gibt anschließend für Cosmicitys "Defeat" sein bestes. Ein netter Dance-Mix, der im Vergleich zu Vorgängertitel 7 aber leider nichts Herausragendes bieten kann. Irgendwie scheint es so, als ob das Stück auch sehr gut von Neil Tennant (Pet Shop Boys) gesungen werden könnte... (4,5 Sterne). Relativ ruhig geht es mit System22s "Until You Say You Are" weiter. Ein ruhiger Dance-Trance-Song, der sehr gut als Hintergrundbeschallung geeignet ist (4,5 Sterne). Neuroactives "Play" fängt gleich sehr offiziell und viel versprechend an, verliert sich dann aber gleich wieder in Dance- und Synthi-Sounds. Allerdings gibt es doch einige Stellen, die durch ihre interessanten Klangspielereien ein wiederholtes Anhören bewirken (4,5 Sterne). Nr. 11 - KAY mit "Picture On The Wall" - versucht mit einigen Technoelementen, die etwas versynthet worden, eine stärkere Clubatmosphäre zu schaffen, was auch großteils gelingt. Dadurch wirkt der Song etwas härter, auch durch die straighten Beats (5 Sterne). Mit dem Echo Image-Remix von The Echoing Greens "Heart With A View" gibt es einen weiteren Favoriten meinerseits auf dem Silberling. Feinster amerikanischer Synthpop mit einer markanten Stimme, der mit Echo Image die perfekte Remix-Kombo bekommen hat. Ein feiner, melodiegetragener, dahinfliegender Refrain - von einem wunderschönen Synth-Clubarrangement begleitet (6 Sterne). Neuropas "Beyond Here And Now" erinnert hier und da ein wenig an Erasure. Zum einen durch gewisse E-typische Sounds, zum anderen könnte auch sehr gut Andy das Lied singen. Ein radiotauglicher Song, der sehr nett vor sich hin spielt und gute Laune verbreitet (5 Sterne). Der vorletzte Song - Blue October mit "SKYinverted" - geht eindeutig wieder in die Club-Richtung, da er im Vergleich zum Vorgänger relativ düster und technolastig erscheint. Das richtige Lied für die Einstimmung auf einen schönen Abend, jedoch ohne großartige Akzente, allerdings mit einigen interessanten Sounds (4,5 Sterne). Wave In Heads "I Began To Hope" ist der langsamste Titel auf der CD, was zum Abschluss nicht weiter stört. So kann man die markanten Synthesizer-Klänge in gemächlicherer Form an sich vorbei ziehen lassen. (5 Sterne). Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich von dieser Titelauswahl durch ihre durchgängige Clubtauglichkeit sehr begeistert bin und mich schon auf die nächsten beiden Folgen freue. Deshalb gibt es (ganz subjektiv) noch einen halben Stern mehr. Und noch ein Wort ganz am Ende: Diese CD-Reihe ist natürlich auch in Deutschland erhältlich, jedoch nicht ganz flächendeckend. Der Musik-Shop Indietective.de bietet sie bspw. an und das auch noch zu einem sehr guten Preis von derzeit jeweils 8,99 Euro.