Viele Bands und Projekte der schwarzen Szene existieren, bei denen das dunkle und nachdenkliche Image so überzogen oder gewollt wirkt, daß es schon sehr nahe an Lächerlichkeit grenzt, was einem auf Photos entgegenblickt und aus den Boxen quillt. Es ist aber auch verdammt schwer, weil man eben im Gothic Bereich nicht einfach nur über die Liebe und Blümchenwiesen singen kann, weil ja die Musik so hart und dunkel ist. Nein, man muß etwas ernst, wenn nicht sogar böse, dreinblicken und zeigen, daß man alles schon gesehen hat und weiß, daß die Welt schlecht und düster ist. Prospective blicken vom Namen her in die Zukunft und zeigen uns ihre Eindrücke. Tatsächlich nennen sie ihr Album „The dark side of life“ - kann es denn dunkler und düsterer sein ? Ich glaube nicht. Auch die kaputte Maske mit hörnerartigen Emblem dahinter ist 1A trostlos – ich ahne noch vor dem Einlegen, wohin mich die Reise führen wird. Ins Booklet geschaut: weinende Statuen, biblische Bildchen und ganz ernste Bilder von der Zerstörung der Natur durch den Menschen – alles drin, worüber man sich traurig und hoffnungslos Gedanken machen kann. Und dann das Bandphoto – das kann ja Blutengel werden. Wenn nicht sogar L'ame immortelle..... Das Label schreibt noch großmundig, daß es sich hierbei um eine Auslotung des gesamten Spektrums der schwarzen Musik handelt, alle Richtungen und Wünsche werden bedient und daß ..... kurzum, daß die Band wohl das kreativste und innovativste und wären.... Schaut man sich allein die Titel an, ahnt man, daß diese Aussage mit einer gewissen Vorsicht zu genießen ist. Onkel Bush erzählt noch was am Anfang von „God of hosts“ aber egal – zack'ne sphärische Keyboardklangfläche, ein paar Sekunden später ein monotoner Bass. Natürlich folgt einen Takt später der hohe Schlag auf dem zweiten Bass-Bumm – sauber die Lektionen des düsteren Elektro gelernt haben die beiden aus Rottenburg. Der „sehr“ tiefsinnige Text wird dann auch von der Dame des Hauses im gewohnt monoton-normalen Gesangsstiel vorgetragen. Alles da. Leider nur nicht immer in der richtigen Tonlage, oft auch ziehmlich nervig geleiert. Beachtlich ist, daß Prospective es schaffen, den Drumcomputer in der immergleichen Geschwindigkeit durchtuckern zu lassen (außer bei den „Balladen“: „Guardian light“ und „Path of life“). Wenn man sich die Musik dann mit einem Programm anhört, das automaitsch überblendet, dann ist die CD vorne links wie hinten recht. Alles klingt gleich und ist es wohl auch. Die Melodien sind Standartkost, vieles klingt so, als wurde es an bekannte Titel angelehnt, manche Sachen sind auch einfach dreist geklaut : Also wenn der Titelsong „The dark side of life“ als Remix von Suicide Commandos „Hellraiser“ bezeichnet worden wäre, dann würde man auch nichts falschmachen. Nicht nur, daß die Melodie übernommen wurde – nein, auch gleich die Synthie-Instrumentierung hat man sich mal so geliehen. Lustig ist auch, daß ein Lied „Angel dust“ heißt – kenne ich irgendwoher. Mmmh, woher nur ? Und dann halt die Texte : es gehört schon einiges Talent dazu, möglichst jeden Kitsch-Gaul zu reiten bis der entkräftet zusammenbricht. Schulenglisch und nachdenkliches Sinieren ist auch nicht wirklich kombinierbar. Und dann diese Ernsthaftigkeit einfach mit'nem Dauerbass totzuholzen fast schon traurig. Ich frage mich nicht, warum Prospective Musik machen – das macht Spaß, ist ein schönes Hobby und die Demos können nette Geschenke für Freunde und Verwandte sein. Aber warum muss man einem solchen Projekt, dem eigentlich alles fehlt um groß rauszukommen (Gesangstalent, Eigenständigkeit, interessante Ideen oder gute/spannende Melodien), einen Musikvertrag geben ? Völlig unnötig – das bringt weder der Band noch der Plattenfirma was und die Hörer werden es wahrscheinlich eh nicht mitbekommen.