Drei Tage vor ihrem durch und durch begeisternden Auftritt im Rahmen des WGT 2007 haben Proceed ihre aktuelle EP "Laut" auf die ungeduldig wartende Fangemeinde losgelassen. Ein sehr gutes Timing, denn entweder staubte man die CD gleich im Plattenladen in Leipzig ab, um zum Mitsingen fürs Konzert gerüstet zu sein, oder man ließ sich am letzten Tag im Kohlrabizirkus vom Auftritt überraschen und stürmte danach den Merchandising-Stand. Mit dem Song "Spiegelschönheit" lieferte das Magdeburger Trio nach dem durchschlagenden Erfolg seines zweiten Albums "Neusprache" bereits Mitte Februar auf dem Sampler "Machineries of Joy Vol. 2“ eine Kostprobe vom neuen Material ab. Für die EP haben André Schitteck und seine beiden Kollegen zusammen mit Pontus Stahlberg (Spetsnaz) in dessen Studio in Schweden insgesamt sechs neue Tracks eingespielt. Haujobb wurden als Remixer für den Titeltrack gewonnen. Die "locker und lassigue"-Version lässt einen schmunzeln, denn nach der Bearbeitung durch Daniel Myer und Dejan Samardzic fällt "Laut" extrem düster und wuchtig aus, die Vocals wirken infernalisch verfremdet. So viel gleich vorneweg: Haujobb haben hier wirklich etwas Böses, Wildes und Bravouröses geschaffen! Eigentlich kein Wunder, denn hier stimmt ja auch die "Basis"! "Laut" führt nämlich konsequent und kompromisslos weiter, was die Proceed im Jahre 2004 mit ihrem Debüt „Fehlgesteuert“ zum Leben erweckt haben: schnelle, aggressive, minimalistisch arrangierte und brachial inszenierte, unverbrauchte Electronic Body Music mit stakkatoartigem, martialischen Gesang, die sich nicht auf Stampf Beats reduzieren lässt. Klug, kritisch und mit einer gehörigen Portion Zynismus packt man die kränkelnde Gesellschaft der Neuzeit beim Schlawittchen. Statt stupide Kraftausdrücke und unreflektierte Hassparolen zu verbreiten formulieren Lyric-Schreiber André und Daniel ihre Aussagen wohlüberlegt, knapp und immer auf den Punkt. Die engagierten Texte werfen einmal mehr eine Menge Fragen auf, über die es sich nachzudenken lohnt, denn nicht alle erschließen sich gleich so ohne weiteres. Weniger ist bei Proceed mehr. Ihr Sound ist intensiv, geradlinig und einzigartig, die Aussagen mutig und ehrlich. Musik ohne Inhalt ist nichts und ein kritischer Inhalt ohne die entsprechende "Lautmalerei" weniger wirkungsvoll. "Laut" ist ein hochkarätiger Nachfolger von "Neusprache" und beweist, dass EBM Hand und Fuß bzw. Herz und Hirn haben kann! Bravo! Wer Proceed übrigens auf dem WGT verpasst hat, kann sie in gut vier Wochen auf dem M’era Luna in Hildesheim erleben!