Predominant Lunatics präsentieren auf ihrem neuen Album "thirteen lost souls" Moll-Pop. So jedenfalls beschreibt die Band selbst ihre Musik, die sich dem Namen entsprechend als melancholisch bitter-süßer Pop erweist, bei dem man Einflüssen von Bands aus den 80ern (The Cure, Joy Division, ...) erkennt, denen damals bereits eine solch melancholische Aura anhaftete. Die aus Bern stammende Band liefert mit dem vorliegenden Album bereits ihren zweiten Longplayer aus, den Erstling "Hoping for Dusk" kenne ich nicht, weswegen ich mich frohen Mutes ins Ungewisse stürze. Besonders zu erwähnen ist an dieser Stelle noch, daß die Platte von Tony Harris aufgenommen wurde, der in den New River Studios, London, bereits mit The Clash, The Sisters of Mercy R.E.M., und vielen mehr zusammengearbeitet hatte. Mit Ray Staff (Alchemy Studios, London), gab man auch das Mastering in erfahrene Hände, denn er arbeitete bereist mit Nick Cave, David Bowie oder Muse zusammen. Mit diesen Informationen aus dem Promotionstext schrauben sich bei mir die Erwartungen etwas in die Höhe : Die ersten Töne von "Water under the Bridge" erklingen und ich bin angenehm überrascht - sanftes Plätschern, ein stimmiges Drumming und traurig-stille Gitarrensounds sorgen sofort dafür, daß ich trotz Sonnenschein in Herbststimmung gerate. Dann setzt der Gesang von Marco Finsterwald ein und ich bin recht überrascht. Eine recht quäkige Stimme. Aber das kann ja passen, denn sie klingt traurig und gefühlvoll, zumindest in diesem Lied. Ansonsten ist die Melodie wirklich schön und die Instrumentierung mit Thierry Pache (Gitarre), Matthias Galli (Bass) Erich Imobersteg (Schlagzeug) und eben Marco Finsterwald (Der neben dem Gesang auch für Gitarre und Keyboard verantwortlich ist) sehr passend und zurückhaltend. Nach dreimaligen Hören des ersten Songs finde ich die Vokals durchaus nett und ich bin bereit für den nächsten Track. "Cosmic Trip", das auch als Single erschienen ist, gefällt mir genausogut wie der erste Track, vielleicht noch ein Stück weit besser. Wieder sind Melodien sanft und verträumt melancholisch und in diesem Track hört man auch wunderschöne Keyboardmelodien. Die Gesang bleibt sanft und angenehm und paßt in das Gesamtbild. Der Übergang in den Refrain begeistert mich wirklich. Mensch, wenn das so weitergeht, dann habe ich mit dieser Review wieder einen Glücksgriff gemacht... Und dann folgt mit "In Flames" ein Song, bei dem ich die ersten Hörversuche nach kurzem wieder abbreche. Sind die ersten Töne nur schief und der Gesang einfach nicht berauschend aber unaufdringlich, ist der Refrain schlichtweg schlecht. "Inflame the Faith..." wird gesungen und mein Glaube geht baden. Das Übelste ist der Gesang, denn hier zeigt sich zum erstem Mal das größte Manko der Band : Wenn Marco Finsterwald ruhig und sanft singt, dann trifft er die Töne und kann trotz recht quäkigen Organs überzeugen. Sobald er aber lauter wird bricht seine Stimme, klingt wie gebrüllt und liegt zum Teil meilenweit neben der Spur. Im weiteren Verlauf der CD tauchen immer wieder Parts auf in denen er 'brüllt' und meist frage ich mich, warum er nicht weiter ruhig singt, denn das kann er besser und es würde auch besser zu dem passen, was die Band spielt. Denn hier wird eigentlich immer zurückhaltende, melancholische und schöne Musik geboten. Naja, weiter im Text, "Night of the Blind" ist nett und entschädigt wieder ein wenig für den Totalausfall, "Through me" schwirrt immer wieder an mir vorbei, es gibt aber immerhin nur wenige Gesangsaussetzer. Dann folgt "Another War" - auch für meine Ohren. Diesmal ist die Melodie schöner als bei "In Flames", aber bis zum Ende des Liedes ist ein weiter Weg und die Skiptaste lockt doch sehr. Und wie nach "In Flames" folgt auch hier ein versöhnender wunderbar poppiger Song ("Theydream"), einmal nerviges 'NaNaNa'-Gesinge (Eyes like Sky") und ein ruhiges, nettes "Cherry Blosson". "Episode Epilogue" beginnt noch ruhiger - gegen Ende wird aber trotz ruhigen Klängen geschrien, bis einem die Lust vergeht. Wozu ? Auch vom Text her wäre das nicht wirklich nötig. Mit "Why and why not" zeigt sich, daß Marco Finsterwald auch bei 'aggressiveren' Passagen (Bei dieser ruhigen Musik ist die Bezeichnung 'aggressiv' eingeschränkt richtig) eine gute Gesangsleistung liefern kann, denn er trifft (fast) jeden Ton und das Lied erweist sich als ein kleines Highlight. "The six Fountains" und das letzte Lied "Take me Home" sind wieder schöne aber irgendwie belanglose Lieder und damit sind die "thirteen lost souls" nach fast einer Stunde am Ende. Was schlußendlich bleibt ist eine Platte, die drei wunderschöne, ein paar nette und ein paar wirklich unangenehme Lieber enthält. Das liegt daran, daß viele Melodien einfach ein wenig austauschbar wirken, vor allem aber am Gesang, weswegen ich jedem, der Bands wie The Cure, Joy Division, R.E.M. oder The Smiths mag, zu einem Versuch rate, denn das Urteil über die Stimme ist ja subjektiv entstanden und vielleicht finden sie andere passend (In der Infobroschüre werteten Pressetexte die Musik als 'schrill' und 'schräg' im positiven Sinne). Als Anspieltipps nenne ich "Cosmic Trip" und "In Flames", die beide Seiten der Band klar zeigen.