Die Plattenfirma "Echozone" hat sich nicht ganz zu unrecht den Ruf erworben, neben etablierten Szeneacts auch Newcomern einen schwungvollen Karrierestart zu ermöglichen: während „!distain“, deren mutiges neues Album „Rainbow Skies At Night“ wir vor einigen Wochen bereits rezensierten, zu den routinierten Synthpoppern des Landes zählen, schmeißt das Label mit dem Debüt der Bielefelder „POS.:2“ quasi zeitgleich eine interessante Ergänzung auf den Markt.

Lohnt sich die Bestellung beider CDs im Doppelpack? Zunächst muss sich der Hörer im Klaren sein, dass er auf „Now!“ genau das bekommt, was die Verpackung verspricht: lupenreinen Synthpop, ohne Gitarren, Techno, Trance, Dub Step oder ähnlichen Spielereien, die auf Veröffentlichungen der Genre-Mitbewerber mal bereichernd, mal jedoch absolut störend wirken. Hier ist jeder Ton an der richtigen Stelle, die Songs folgen meist dem klassischen Strophe-Refrain-Strophe-Refrain-Bridge-Refrain Schema und laden zum entspannten Mitwippen vor den heimischen Lautsprechern ein. Die Vorabsingle „Only Electropop“ ist mit ihrem treibenden Beat, den quietschenden Synthies und den cleveren Lyrics sicherlich das Highlight der Scheibe - sympathisch bescheiden greift diese Hommage an meine Lieblingsmusik das nervige Schubladendenken ironisch auf und musiziert sich entlang gängiger Klischees in exakt jene Kategorisierung hinein. Ein echter Ohrwurm!

Mit der zweiten Single-Auskopplung war ich dagegen alles andere als zufrieden, zumal „Memories“ zu den schwächsten Beiträgen des 14-Tracks umfassenden Gesamtpakets gehört. Die spärliche Instrumentierung und eine simple Melodie konterkarieren leider den sehnsuchtsvollen Impetus der Textpassagen, so dass am Ende unklar bleibt, wohin der Song eigentlich will. Das komplette Album reiht sich irgendwo zwischen diesen zwiespältigen Eindrücken der Singles ein. Die dunkleren, club-orientierteren „Dark Room“ und „Can’t You See“ fallen positiv auf, da der Gesang hier eine stimmige Symbiose mit den hallenden E-Drums eingeht. Sobald das Hintergrundrauschen aber zurückgefahren wird, kommt leider der doch recht gewöhnungsbedürftige Gesang negativ zum Tragen, dem ich trotz meiner ansonsten generell wohlwollender Rezeption engagierter Synthpoptalente nicht viel abgewinnen konnte.

Nun muss man nicht unbedingt einen Veljanov einkaufen, um „Only Electropop“ zu machen, aber die an sich kreativen Melodien kommen auf dem vorliegenden Album aufgrund des doch limitierten tonalen Spektrums des Sängers nicht so recht zur Geltung. Persönlich störend empfinde ich auch die Schwächen beim englischen „th“, das international für manches Stirnrunzeln sorgen dürfte. Die Textzeile „when I try to do all sings right“ wirkt in diesem Zusammenhang doppeldeutig skurril. Diese kritischen Anmerkungen tun mir weh, denn ich bin für jede neue Band dankbar, die unser medial verachtetes Genre am Leben erhalten möchte.

Und Potenzial ist trotz der skizzierten Einschränkungen vorhanden. Liebevolle Songideen, fluffige Melodien, pure Elektronik und zweifacher Hitalarm mit „Only Electropop“ sowie „Can’t You See“ sind nicht die schlechtesten Referenzen, um mit dem hoffentlich folgenden zweiten Versuch richtig durchzustarten. Ich drücke die Daumen und wünsche trotz der diesmal noch mittelmäßig ausgefallenen Bewertung alles Gute!