Polarlicht 4.1 ist etwas abgekommen von den härteren Tönen der Vergangenheit. Früher 'nur' Industrial und Techno, heute mehr Ambient, Techno, IDM und Industrial könnte man sagen. Dabei darf man aber nicht den Fehler begehen und das neue Polarlicht 4.1 Album, "Famos", als ruhig bezeichnen. Nein, es ist zwar nicht krachig, aber doch wuchtig ausgefallen und ein wenig nachdenklicher als sonst. Ausgedehnte Klangteppiche sorgen für die Selbstbesinnung, teilweise unterstützt von Samples aus dem Film "Mein Leben ohne mich". Zu den Worten der deutschen Synchronstimme der Protagonistin des Films, zu maschinellem oder digitalem Getöse können die Gedanken schweifen, denen ein konsequent pumpender Beat auf den Zahn fühlt. Das Ergebnis ist ein sehr stylischer Industrial mit Techno- und Ambient-Einflüssen, so etwas wie eine maschinenbetriebene Gedankenpresse. Ein wenig experimentell angehaucht ist die Musik auch, aber nur sporadisch. So zeigen sich an einigen Stellen Längen, wo sie eigentlich nicht nötig wären, denn gerade die Passagen, in denen Polarlicht 4.1 seiner Experimentierfreude freien Lauf lässt, wirken irgendwie lieblos und die, in denen sich die Gleichförmigkeit ihren Weg bahnt, geradezu durchdesignt. Da wünscht man sich, dass es hin und wieder doch mal wieder richtig kracht. Es ist also eher das Altbewährte, mit dem Polarlicht 4.1 punktet, indem dieses Althergebrachte aber vor allem in ein neues Licht gerückt wird. Auf den ersten Blick bekannt, auf den zweiten doch irgendwie neu. Und wie gut das Projekt in die Ambient-Ecke passt, das beweist nicht nur Xabec mit seinem Remix von "My Life Without Me", sondern auch Polarlicht 4.1 bei einigen Tracks selbst. Man hält sich also alle Türen offen. "Famos" bleibt aber bzw. deshalb zweischneidig, vielseitig, seltsam entrückt und leider zu glatt.