Placebo - Covers

Der EMI geht es nicht wirklich gut. seit sie 2007 von einer Investoren-Firma aufgekauft und fortan ‚verschlankt’ wurde. Gerade stehen die Abbey-Road Studios zum Verkauf und es ist auffällig, dass die EMI in den letzten Monaten großzügig mit Wiederveröffentlichungen aus ihrem Back-Catalog umgeht. Auch Placebo, seinerzeit auf Virgin, werden bemüht die Finanzlücken zu schließen, auch wenn sie längst über das eigene Label veröffentlichen. Egal, denn was hier erneut aufgelegt wird hat es verdient, nicht in Vergessenheit zu geraten. Es handelt sich um die Covers-Compilation die vor einigen Jahren einer Special-Version des ‚Sleeping with Ghosts’ Album beilag. Eine Goodie, das man nur selten in dieser Qualität als Beigabe findet. Dass Molko den Eigeninterpretation seiner Lieblingssongs zugetan ist, das zeigt sich durchgängig im Back-Catalog der Band und auch auf den letzten Singles waren mit Nik Kershaws ‚Wouldn’t It Be Good’ und Archives ‚Fuck U’ zwei sehr gelungene Covers enthalten. Auf dem wiederveröffentlichen Album finden sich diese aufgrund der rechtlichen Situation der verschiedenen Lables natürlich nicht. Macht nichts, denn die zehn Beiträge beinhalten auch so genug Schätzchen. ‚Running Up That Hill’ schleicht sich düster-bedrückend in die Gehörgänge und lässt die Achtziger-Dominanz des Originals vergessen. Gleichzeitig zollt Molkos Version dem Original den notwendigen Respekt, was übrigens auch für alle anderen Songs gilt. Sehr ähnlich zum Original, trotzdem mit eigener Note folgt ‚Where Is My Mind’, schleppend mit dicken Gitarren und trotzdem sowas von entspannt! Einer der kraftvollsten Tracks ist ‚Bigmouth Strikes Again’. Die Gitarren überschlagen sich gegen Ende und wenn ich die Ohren schließe, kann ich Morrissey sehen, wie er sich für ‚Irish Blood, English Heart’ inspirieren lässt. Mit am gelungensten kommt mir ‚Johnny and Mary’ vor, ein Song der schon bei Robert Palmer cool war, durch Placebos Version jedoch nochmal kräftig an Inbrunst gewinnt. ‚I Feel You’ klingt von der Instrumentierung auf ‚Covers’ so, wie es sich Dave bestimmt auch für seine Live-Auftritte wünschen würde: ein ganzes Stück dreckiger, rockiger ohne dabei den elektronischen Hintergrund zu verlieren. Die leiseren Töne die bei Alex Chiltons ‚Holocaust’ oder Sinead O’Conners ‚Jackie’ aufkommen präsentieren zu den eher Party-ausgerichteten Songs die zerbrechliche Seite Molkos, die man auch bei Placebo zu schätzen weiß, können aber nicht ganz mit den vor Kraft strotzenden anderen Songs mithalten. … und da wäre noch eine Besonderheit, die man keinesfalls vergessen darf. Auch ein deutscher Komponist ist dabei: Frank Farian! Frank Farian? Ja genau der, denn Placebo schrecken auch nicht davor zurück Boney M’s ‚Daddy Cool’ in einen Party-Knaller zu verwandeln, der sich gewaschen hat. Und auch wenn Placebo auf ihrer Homepage zwischen den Zeilen ein wenig ‚pissed’ über diesen Re-Release wirken, da er eben nicht mit ihnen abgesprochen wurde, muss man sagen, dass hier etwas Essenzielles denen in physikalischer Form zur Verfügung gestellt wird, die 2003 keine der Special-Edition Packs abbekommen haben oder das ‚Sleeping With Ghosts’ Album wegen der Bonus-CD nicht ein zweites Mal kaufen wollten.

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