Musik zum Lesen. Immer mehr Musikerbücher bevölkern mein Bücherregal – irgendwie kann ich im Moment einfach nicht ohne. Nach dem eher schwachen Franz Ferdinand Sammelsurium (von einer Biografie zu Sprechen wäre Frevel) war meine Freude umso größer, als der Briefträger klingelte und ich „Inside Out“ auspacken durfte. Was für ein Kolos? Kommen die meisten Rockstarbücher als fette Taschenbücher daher, strahlt mich ein großes Hardcover an – ich schlage auf und werde von einer Wand aus wunderbaren Bildern erschlagen. Der erste Eindruck ist überwältigend. Endlich kommen auch wir in den Genuss der gebundenen Ausgabe. Vorher gab es das Werk nur als Taschenbuch oder in der englischen Originalversion.

Nun können wir auch auf Deutsch, in das Schaffen der vielleicht größten Band der Welt eintauchen: Pink Floyd. Und wer könnte das besser als Nick Mason – Schlagzeuger der ersten bis zur letzten Stunde. Der Einzige, der wirklich und regulär (mehr dazu im Buch) alle Höhen und Tiefen der Bandgeschichte miterlebt und die Übermusiker David Gilmour und Roger Waters als Einziger bei jedem Konzert von hinten beobachten konnte. Mason erzählt in lockerer Atmosphäre von den Anfängen am College, als ihn mit Roger nur sein Wagen verband, die Anfänge als Tea Set und er entführt uns in düstere Zeiten als auf den Plakaten noch Pink Flyod stand. Große und wuchtige Bilder malen die Geschichte einer Band, die nie unter kreischenden Teenies zu leiden hatte und deren erste Gehversuche von der aufkommenden Psychedelic-Szene profitierten. Eine Band, die wohl zu keiner anderen Zeit als in den 60er groß werden konnte. Doch die Zeiten hatten auch ihre negativen Seiten. So verliert sich Sänger Syd zunehmend im Drogen-Wahn. David Gilmour wird hinzugezogen, bevor er endgültig Syd Barrett verdrängt – für viele das Ende der „echten“ Pink Floyd. Auch damit beschäftigt sich Mason. Schockierend die Bilder und die Erinnerungen an Syds unverhoffte Rückkehr Jahre später – als er einfach im Studio auftauchte.

Leider bleibt Mason oft an der Oberfläche und lässt den Leser teilweise mit mehr Fragen als Antworten im Kopf zurück. Zwar geht er unverkrampft und teilweise parteiisch auf den Streit zwischen Waters und Gilmour ein – doch man hat das Gefühl, dass die echten Gründe für den, schließlich zur Trennung führenden, Zwist im Verborgenen bleiben. Mason führt fast alles auf das liebe Geld zurück. Dafür gibt er offen und ehrlich zu, relativ wenig zum künstlerischen Schaffen der Band beigetragen zu haben. Auch nach Waters Ausstieg änderte sich daran wenig. Es war nun Davids Band – Davids Baby, dass er (meine Meinung) mit „The Division Bell“ würdig zum Ende geführt hat. Ein wunderbares Buch über eine der außergewöhnlichsten Bands der Musikgeschichte. Reich ausgeschmückt mit wunderschönen Bildern und herrlich witzigen und verrückten Anekdoten. Ein Buch zum Schmunzeln, zum Wundern und zum Staunen. Eben wie Pink Floyd. „Inside Out“ eben.