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High Wycombe - Reverser
Fünf Jahre hat sich High Wycombe aus Rostock Zeit gelassen, um sein nächstes elektronisches Kunstwerk - "Reverser" - auf die ausgesuchte Hörerschaft loszulassen. Ein Geheimtipp ist es aufgrund der vielen guten Kritiken schon immer gewesen, doch vermutlich wird es auch 2009 dabei bleiben. Waren sie bis zu "Retoure" noch zu zweit, ist "Reverser" aus beruflichen Gründen fast ausschließlich als Soloalbum von Christian Grass zu betrachten. Dem ungeachtet hat sich die von mir schon beim Vorgänger gepriesene Hochlobung halten können. Und was im Nachhinein betrachtet bei "Retoure" mit 5 Punkten hätte angegeben werden können, verdient nun eine Bewertung knapp unter 6. Weshalb? High Wycombe ist seinem Stil treu geblieben, ohne ihn mit "Reverser" breiter auszutreten. Die selbstgenannte "soundkreative Selbstverwirklichung" spielt sich wieder auf dem großen Spielplatz der kalten technoideren dunklen Elektronik ab, auf dem sich Christian offensichtlich sehr wohl fühlt und den er wie seine Westentasche zu kennen scheint. Diffizile und vertrackte Bearbeitungen, Einfallsreichtum, quasi die Hand über die Synthis schweben lassen und schon präsentiert sich das Ergebnis fast von selbst. Richtige Verkühlungen gibt es durch trancige Elemente und Brabbelbässe nicht, aber durch 2Step-Rhythmen und fehlendes 4/4-Gestampfe stellt sich primär ein Hörerlebnis faszinierenden Lauschens leichter Unterkühltheit ein, unter Weglassung des obligatorisch wilden Abzappelns (beatlastige Kälte: "Cube", Brabbelbässe: "Vocations", Industrial: "Polaroids"). Im Vergleich zu "Retoure" ist "Reverser" dunkler gehalten und wirkt irgendwie auch ideenreicher. So sind bei "Perturbation" beispielsweise gewisse Machenschaften des Störteufels zu vernehmen und "Bokor" ist ein grausames upper downtempo Zeugnis angedrohter indianischer Foltermethoden, die aus dem Repertoire von Klaus Kinski zu stammen scheinen. Ansonsten sind auch wieder H.W.-typische vocoderisierte Gesangseinlagen bzw. weitere, teils sprachlich unverständliche Samples ("Patriot") dabei, die den instrumentalen Teil elegant komplettieren. Die beiden Remixe aus dem Wycombe Projects-Umfeld ergänzen das Selbstgeschaffene mit eigener Attitüde, dennoch unprätentiös und trotzdem gut in das Album als Boni eingebettet. - So macht Musik Spaß, wenn sie mit dem nötigen Sachverstand entstehen kann, und statt Mainstreamtauglichkeit das eigene Label genau diese Einstellung weitervermitteln kann. Für alle Fans vollelektronischer Musik sei diese CD als "must have" des noch jungen Jahres wärmstens ans Herz gelegt.
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