Kaum jemand kann auf so eine Vergangenheit zurückblicken wie Mister Raymond Watts, der Mann hinter PIG. Als gelegentliches Mitglied der Einstürzenden Neubauten und beginnender Solokünstler war er für seine zerstörerische Kraft gegenüber PA-Systemen bekannt. Fernerhin ist KMFDM's Debut "What Do You Know Deutschland?" nicht zuletzt ihm zu verdanken. Das Debut seines eigenen Soloprojekts PIG erschien bereits 1988. Mit "Genuine American Monster" veröffentlicht PIG nun dieser Tage das mittlerweile sechste Studioalbum. "Genuine American Monster" lebt von schweren Gitarrenriffs und Watts derber Whisky-Stimme. Das ganze klingt nach einer Mischung aus Ministry, Rammstein und Tom Waits. Die Urgewalt des Gitarrensounds wird gepaart mit elektronischen Spielereien und sogar schönen Arrangements. So besteht beispielsweise "Black Brothel" aus einer melancholischen Komposition aus Klavier und Streichern. Die Kraft in PIG's Songs ist gewaltig und man hört, wem KMFDM in mancher Hinsicht ihren Sound zu verdanken haben. Dabei ist es wohl kein Zufall, das Watts mittlerweile beim gleichen Label wie Sascha Konietzko seine Alben veröffentlicht. PIG hat über die Jahre seine Experimentierfreudigkeit nicht verloren. Wen wundert es da, dass einem beim dritten Song "Salambo" südamerikanische Mamborhythmen um die Ohren fliegen. Der Höhepunkt des Albums stellt jedoch "Inside" dar, bei dem Watts vollständig auf Gitarren und Gesang verzichtet. Dieser fast 14-minütigen Mammutsong mit leichten Trance-Ambitionen steht in vollem Kontrast zum Rest der Scheibe und lässt nur erahnen, wie weitreichend Raymond Watts seine musikalischen Fühler ausstreckt. Fazit: "Genuine American Monster" macht seinem Namen alle Ehre. Satter Sound, eine ordentliche Portion Agressivität und gelegentlich eingestreuten Überraschungen beeindrucken immer wieder aufs Neue. Mal sehen, wo Herr Watts demnächst seine Finger mit im Spiel haben wird.