Philipp Poisel scheint, zumindest musikalisch, ein wenig an dem Peter-Pan-Syndrom zu leiden. Zwar landete er mit seinem Beitrag zum Filmsoundtrack von „What A Man“, dem ja schon dem Titel nach erwachsenen Film mit Matthias Schweighöfer, einem Song namens „Eiserner Steg“, einen kleinen Hit, und versucht jetzt, seine lausbübischen Liebeslieder in einem ambitionierten, akustischem Live-Setting umzusetzen, seinen jungenhaften Charme kann der deutsche Singer-Songwriter mit der nuschelnden Stimme selbst dann nicht ablegen. Ein Fluch, ein Segen? Je nach dem, wie man damit umgeht. Auf seinem neuesten Album „Projekt: Seerosenteich“ wurde Poisels Versuch, erwachsen zu werden, nun dokumentiert. Von natürlich weiblichem Hintergrundgesang bis zum aufwendig arrangierten Streichquartett, ist schon mal alles vorhanden, was das Werk zu einem ausgereiften Hörgenuss machen könnte. Gepaart mit Poisels besten Kompositionen aus seinen ersten beiden Alben (denn, seien wir ehrlich, die Fähigkeit, gute Songs zu schreiben, muss man ihm neidlos anerkennen), sollte doch eigentlich nichts mehr schief gehen können. Eigentlich. Denn wie ein trotziger Teenager mitten in der Pubertät, pendelt Poisel zwischen zwei, nicht ganz so weit entfernten, Stimmungen: viel zu dick aufgetragener Kitsch und belanglose Upbeat-Poppigkeit. So wertet das ewig lange „dadada“-Ende in „Bis Nach Toulouse“ den Song nicht unbedingt auf, und das regelrecht ungestüme „Zünde Alle Feuer“ ist, trotz oder gerade wegen seiner stilistischen Nähe zu neueren Herbert Grönemeyer-Kompositionen, schlicht langweilig. Andererseits funktionieren die von Streichern dominierten Songs, wie zum Beispiel direkt der Opener „Schweigen Ist Silber“, auch nur bedingt. Man ahnt vielleicht bereits, worauf ich hinaus möchte. Am besten ist Poisel immer dann, wenn er genau zwischen diesen beiden Stimmungen landet. „Mit Jedem Deiner Fehler“ passt in dieses Unplugged-Set wie die Faust aufs Auge, Kompositionen wie „Wo Fängt Dein Himmel An“ beweisen, dass der gebürtige Ludwigsburger ein gutes Händchen für Melodien besitzt – und zu guter letzt sorgen sogar die wirklich ruhigen und dezent vorgetragenen Songs, namentlich „Eiserner Steg“ und vor allem „Seerosenteich“, für ununterbrochene Gänsehaut. Das Erwachsenwerden des Philipp Poisel unter Augen der Öffentlichkeit ist also nur teilweise gelungen. Andererseits stellt sich die Frage, ob sein Publikum auch gewillt ist, ihm bis dahin zu folgen. Ob sich Poisel darüber auch Gedanken macht, weiß ich nicht – ein weitaus mutiger arrangiertes Unplugged-Album hätte „Projekt: Seerosenteich“ trotzdem werden können. Definitiv erwachsen sind jedoch die diversen Albumformate. Neben Einfach- und Doppel-CD, gibt es das Album auf Triple Vinyl und in einer schönen Special Edition mit Buch in Größe einer 7“.