Der Cthulhu-Mythos bzw. Howard Phillips Lovecrafts bildgewaltige Horrorgeschichten waren längst Thema und/oder Einfluss vieler musikalischer Veröffentlichungen aller erdenklichen Genres. Jedoch kaum ein Genre passt thematisch so gut zu kosmischem Chaos und in den Wahnsinn treibenden Göttern wie Dark Ambient. Der Zusammenschluss der beiden Projekte Rasalhague (Kerry Braud) und Collapsar (Thibaud Thaunay) zu einem neuen namens Maculatum erscheint daher weniger verwunderlich als konsequent. Namensgeber für ihr erstes gemeinsames Album ist eine der bekanntesten Kurzgeschichten H. P. Lovecrafts, " The Nameless City / Die Stadt ohne Namen". Doch die Kurzgeschichte scheint nicht nur Namens- oder Ideengeber zu sein. Vielmehr haben Maculatum die Geschichte vertont und ergänzen sie somit um auditive Sinneseindrücke. Gleich zu Beginn bläst dem Hörer ein deutlich wahrnehmbarer Wind entgegen, ein Wind, der so kennzeichnend ist für die Kurzgeschichte, in der ein Mensch die uralte, namenlose Stadt aufsucht, um ihre Geheimnisse zu erkunden und dabei bei Sonnenauf- und -untergang einen Wind durch die Stadt fegen sieht, der trotz sonstiger absoluter Windstille aus dem Nichts zu entstehen scheint. Ebenso charakteristisch sind die metallenen Geräusche, die der Besucher wahrnimmt und die auch dem Hörer dargebracht werden. Je tiefer sich der Entdecker in die Stadt begibt, umso dringlicher wird Maculatums Sound. Bereits im zweiten Track künden unverständlich gemurmelte Worte und Trommeln von drohendem Unheil. Irgendwann entdeckt der wagemutige Protagonist in der Geschichte einen Tempel, in dem eine lange Treppe in die Tiefe führt. Etwa ab der Hälfte des Albus scheint sein Abstieg zu beginnen. Die rituellen Trommeln und Gesänge verdeutlichen seine seltsamen Funde wie Altäre, Wandfresken und riesige Reihen mit Särgen, die reptilienartige Wesen enthalten. Das namenlose und unfassbare Grauen scheint unausweichlich zu sein und so entwerfen Maculatum Bilder voll angsteinflößender Stimmen, metallischem Klirren und Donnerschlägen. Tiefe Drones schieben sich voran und veranschaulichen die Finsternis. Zeremonielle Trommeln und Gesänge interpretieren Szenarien der Wandgemälde, die der Protagonist entdeckt und in deren Abschlussszene ein Mensch von den Reptilienwesen in Stücke gerissen wird. Maculatum halten in ihren Tracks stets die Spannung, variieren die Intensität und Dramatik ihrer Songs, vermeiden Wiederholungen und lassen trotz scheinbarer Orientierung an Lovecrafts Kurzgeschichte noch viel Raum für Interpretationen und eigene Vorstellungen. Die gruselige Atmosphäre, die auditive Interpretation namenlosen Grauens sowie die Verdeutlichung der Angst des Protagonisten durch die Verwendung von dunkeln Drones sowie Trommeln und Geräuschen machen "The Nameless City" nicht nur hörenswert, sondern sind für Freunde der düsteren Klänge oder cthulhoiden Themen zu einem absoluten Muss.