Kann äußerst dezente und teils sehr unauffällige Musik wirklich beeindrucken? Diese Frage mag man sich beim neuen Phantom/Ghost-Album "To Damaskus" immer wieder stellen. Mit Klavier und Cello war die vorrausgegangene Single "Nothing Is Written" von Dirk Lowtzow und Thies Mynthers zwar auch nicht gerade ein instrumental überladener Song, so ist er doch im Gegensatz zu manch anderem Song auf ihrem zweiten Album geradezu vermessen. Schon der Titelsong "To Damascus" macht klar, dass man auf dem Album keine musikalischen Abenteuer zu erwarten hat. Vielmehr spielen Phantom/Ghost mit diskreten und zurückhaltenden Elementen. Oft gibt allein Dirk Lowtzows Stimme die Melodie vor. Fast im Stil von klassischen Liedermachern zaubern die beiden minimalistische Songs aus ihren Instrumenten. Manchmal scheinen sich die Songs entlang dem schmalen Grad zwischen Melancholie und Bitterkeit zu bewegen. Ab und zu verfallen Phantom/Ghost auch geradezu in Heiterkeit und schreiben zum Beispiel eine Hymne für Europa. Gleichwohl setzen die stillen und dezenten Momente die beherrschenden Aspekte. Phantom/Ghost haben gleich zwei Songs auf "To Damascus" dem Modeschöpfer Yves Saint Laurent gewidmet, der von sich behauptet, einst schon mit einem Nervenzusammenbruch auf die Welt gekommen zu sein. Während "Born With A Nervous Breakdown" nur auf diesen Satz anspielt, ist "St. Lawrence" ein kleine Laudatio an den mittlerweile über 70-jährigen. Auf der CD befindet sich auch das Video zu "Nothing Is Written". Auch hier glänzen die beiden durch pure Schlichtheit und visualisieren ihre Liebeserklärung an ungekünstelte und beinahe naiv wirkende Musik. "To Damascus" ist kein Schnellschuss und sollte auch nicht als solcher behandelt werden. Man spürt geradezu das Herzblut, das in diesem Album steckt. Dennoch sollte man wissen, worauf man sich einlässt...