2022 ist bisher ein Jahr voller guter, aber nicht herausragender Veröffentlichungen in meinem Kosmos der Musik. Das ist nach einem Über-Jahr wie 2021 vollkommen in Ordnung und soll nicht die Qualität dieser guten Alben schmälern, aber vielleicht meine verhaltende Motivation unterstreichen, mich dem Verfassen einer Kritik zu widmen. Bei der folgenden Platte fiel es mir aber verhältnismäßig leicht, denn das Zweitwerk von Pencey Sloe ist zumindest ein sehr angenehmes Hörerlebnis. Wie bereits bei ihrem Debüt gehen die Pariser sehr verträumt und weich gezeichnet an ihren Post Rock. Die Komponenten stimmen, jedes Instrument erfüllt in erster Linie seinen Zweck, aber sowohl das Drumming, als auch einige Riffs deuten an, dass die Musiker nicht nur stoisch in die Unendlichkeit spielen, wie es bei manch anderem Vertreter der Fall ist, sondern dass sie es wissen, im Reigen dahinwabernder Traummelodien ihre kleinen Marken zu setzen. Genauso verhält es sich auch mit Sängerin Diane Pellotieri. Ihr Organ passt perfekt zum Sound der Band und sie singt passend zur Musik so, als ob sie in ganz anderen Sphären wandelt. Nun stellt sich natürlich wie immer die Frage, ob man Alben wie ‚Neglect‘ im Schrank stehen haben muss. Oder ob man sich auf Konzerte der Band freuen soll. Sie haben zwar weiterhin die Unterstützung von Neige (Alcest), jedoch erzeugt ihre Musik an keine Stelle die emotionale Dichte, für die Neige mit seiner Musik steht. Das will man sicher auch nicht, mit Pencey Sloe soll man sich einfach nur hinwegträumen können, aber damit muss man sich eben auch gefallen lassen, dass man als Hörender das Gefühl hat, sehr gute Hintergrundmusik zu hören. Ich für meinen Teil hatte nach dem auch sehr schönen Debüt gar nicht mehr erwartet und konnte mich sehr an „Smile to zero“, „Mirror rorrim“ oder „Reversed backwards“ erfreuen. Ich bin mir aber auch nicht sicher, ob ich mir das Album zum Vollpreis unbedingt ins Regal stellen möchte – zumal das Cover auf mich dermaßen häßlich und verstörend wirkt, dass ich es schnell verstecken wollen würde. Das ist (für mich) wirklich schwer aushaltbare Foto“kunst“, die so gar nicht zu den schmeichelnden Klängen der Band passen will. Tja, auf Festivals würde ich die Band sicherlich gerne mitnehmen, aber für einen Besuch zu einem Einzelkonzert reicht die Begeisterung nicht. Einige der Songs werden bei mir sicher ab und an im Hintergrund laufen, aber das Album zum Vollpreis wäre keine Option für mich. Pencey Sloe schaffen es, mir jeden Hördurchlauf zu gefallen, mehr aber auch nicht. Hört selbst einmal herein, ich bin mir sicher, dass Freunde weniger Kanten in ihrem Rock und dem Bedürfnis, verträumt durch den Spätsommer zu tanzen, mit diesem Werk wirklich glücklich werden können. Pencey Sloe - Neglect Prophecy Productions / 19.08.2022 https://penceysloe.bandcamp.com/album/neglect 01. What they need 02. Smile to zero 03. Neglect 04. Mirror rorrim 05. Sigh 06. The Run .I (feat. Alcest) 07. The Run .II (feat. Justin K Broadrick) 08. Brutal in red 09. Reversed backwards 10. Inner