Pedaltone sind Bernhard Wagner aus der Schweiz und Michael Bearpark aus England. Die gleichnamige CD ist beim britischen Burning Shed Label erschienen. Der geneigte Leser horcht auf, da hier auch illustre Namen wie Porcupine Tree (inkl. Sideprojects) vertrieben werden und der Katalog nur ausgesuchte Produktionen auf einem musikalisch sehr hohem Niveau enthält. Pedaltone ist komplett aus live eingespielten Gitarrenloops aufgebaut und in zwei Sektionen (kuriouserweise als "Side1" und Side2" auch auf der CD bezeichnet) à 5 Stücke aufgeteilt: "Overwritten" und "Der Doppelgänger".

Musikalisch ist das ganze in dem Feld anzusiedeln, welches Brian Eno Ende der 70er Jahre mit seiner Ambient Serie eröffnet hat, stilitisch am nächsten wohl zu Robert Fripp und mehr noch zu Michael Brook. Soweit, so gut. Spätestens an dieser Stelle werden viele Szene Leser sich fragen, wer den Michael Brook ist, was denn so toll an burning shed sein soll und was zum Henker bringen mir den verdammte Gitarrenloops?? Richtig. Man kann das alles vergessen! Was zählt ist die Musik: hätt' ichs nicht gesagt, würden warscheinlich viele überhaupt nicht merken, dass da Gitarren am Werke sind: die Sounds sind teilweise so spärisch, scharf, weit, dass sie sich mit jedem ausgefuchsten Klangenerator messen lassen können. Mehr noch: durch die "akustischen" Instrumente/Klangquellen verliert der Sound die digitale Starrheit, Berechenbarkeit und Monotonie. Das hört und spürt man.

Auf der ganzen CD läuft kein einziger Drumbeat, aber (jetzt kommts!) durch das looping werden die Stücke rhythmisch zusammengehalten und erschaffen eine Intensität, Steigerung und Eindringlichkeit die durch reine Schichtung von Klangflächen überhaupt nicht möglich wäre. Pedaltone ist wie ein Film, wie eine Reise: Es gibt sehr ruhige, fast beschauliche Momente aber auch Grenzsituationen. Die Reise auf den Ozean hinaus, man lässt alles hinter sich - vielleicht weil alles in die Brüche gegangen ist, vielleicht weil es nichts mehr zu sagen gibt. Es herrscht Stille und Gewissheit, es ist Zeit zu gehen: in eine neue Welt, in ein neues Leben.

Selten habe ich Musik gehört, die berührt, aufrüttelt, verunsichert aber auch eine seltsame neue Perspektive, fast Hoffnung eröffnet ohne dabei kitschig zu werden. Stets bleibt die Musik würdevoll, bewahrt Schönheit und braucht keinen trash oder Müll um zu brüllen: Hallo ich bin doch verdammt cool oder?? Das haben Pedaltone absolut nicht nötig. Empfehlenswert!