Es wird wieder gebrummelt. Seit mehr als einer Dekade und inzwischen mit 10 Alben in der Diskographie hat der in Dänemark lebende Russe Dimitrij Bablevskij mit wechselnden Stamm- und Gastmusikern entgegen allen Nischendaseins, aller Häme in den Kritiken und trotz der Vorwürfe, nicht nur musikalisch ein wenig Laibach-ig zu wirken, sein Parzival vorangetrieben. Wobei "vorantreiben" wohl auch das falsche Verb ist, denn um das Vorankommen ging es in der Musik von Parzival nie wirklich – man will eher weitestgehend an einem Punkt ruhen. Doch trotz dieser nicht unbedingt schmeichelnden Einleitungsworte kann ich in all dem pathosschwangeren Bombast mehr Positives finden als im Vorgänger „Die Kulturnacht“.

Zunächst einmal haben wir alle Grundzutaten eines Parzivalalbums: Bombast und Pathos aus der Konserve oder durch Gastmusiker inszeniert. Ein einheitlich-schleppender Rhythmus, monotone Melodien und gelangweilte Chöre, Wagner-ich-liebe-dich-Stimmung und Bablevskijs sonor-brummelnde Stimme, die nicht den Hauch einer Chance lässt, Textfragmente zu verstehen. Geht aber bestimmt auch eher um die mächtige Wirkung und man kann ungehemmt bedeutungsschwanger wirken - kann ja eh kaum einer kontrollieren. Nun aber die wohltuenden Unterschiede: die Produktion ist dieses Mal deutlich besser, es klingt nicht alles künstlich. Das tut der Schwere der Inszenierung mehr als gut. Und dann ist da die Zusammenarbeit mit einigen indischen Gastmusikern, die den Parzivalreigen mit landestypischen Instrumenten und Melodien begleiten. Authentisch wirkt diese Kombination natürlich nicht im Mindesten, doch dadurch entstehen einige Lieder, die mir durchaus Spaß machen – eine schöne Überraschung, war ich doch auf die langsam-dahindämmernde Bombastwalze gefasst. „Uttara purana“ (mit deutschem Text… glaube ich) und ganz besonders „Rudra purana“ und „Yavashtra purana“ könnte ich mir auch nach Abschluss der Kritik nochmal anhören. Das ist immerhin mehr als Parzival bisher geschafft haben.

Wirkliche Freundschaft verbindet mich nicht mit dem Projekt und ich denke, die Zielgruppe ist mehr als übersichtlich als Randgruppe der Randgruppe Neoklassik. Wenn man aber Parzival mal austesten will könnte ‚Casta‘ durchaus ein Album sein, mit dem man beginnen könnte. 2014 hat man das immergleiche Grundrezept fast schon optimal umgesetzt – für mehr müsste man sich aber an solche Schlagworte wie Abwechslung, Geschwindigkeitswechsel, Verständlichkeit und Innovation herantrauen.