Wenn eine neue Kollaboration von Parma Day mit Mädchen June ansteht, heißt es warm anziehen, denn es dürfte wieder ein melancholisch-gruseliger auditiver wie auch visueller Trip anstehen. Und genauso verhält es sich auch mit dem neuen Material "The Depressive Appeltree". Wie schon bei "Nussbaums Hand" enthält die DVD-Hülle eine CD und eine DVD. Grundstein der Zusammenarbeit ist die von Mädchen June geschriebene Geschichte "Mara", zu der Parma Day die Musik beisteuerte. So ungefähr ahnt man immer, was einen auf einer Parma Day-CD erwartet, aber darauf einstellen kann man sich irgendwie nie. Diese avantgardistische, zwischen Ambient und Experimental liegende Tonkunst wirkt immer wieder aufs Neue verstörend. Zu geisterhaften Drones gesellen sich Geräusche wie Glockenläuten, rückwärts abgespielte Samples und schräge Synths. Stets bleibt der Musikgenuss begleitet von dem Gefühl des Wachtraumes, der Entrückung und der Angst. Mit dem Film von Mädchen June verhält es sich ähnlich. Er verstärkt die seltsamen Gefühle eher, fügt der Unwirklichkeit noch weitere Ebenen hinzu und gibt dem Zuschauer noch mehr Rätsel auf. Der Film zeigt Jackie Kennedys letzten Albtraum, bevor ihr Mann John F. Kennedy 1963 in Dallas erschossen wird. Auf alt getrimmte Aufnahmen gesellen sich zu vermeintlich tatsächlich alten Aufzeichnungen in Schmalspuroptik, kolorierte Sequenzen folgen auf solche, die von der Dunkelheit leben. Albtraum ist eine mehr als adäquate Bezeichnung für diesen Film, zumal die Musik von Parma Day ihr Übriges dazu beiträgt, für Beklemmung zu sorgen. Für die musikalische Begleitung kann man zwischen fünf verschiedenen Audio-Spuren wählen, je nachdem, wie man den Horrortrip erleben möchte. "The Depressive Appeltree" ist ein aufwühlendes und verunsicherndes Werk, das seiner höchstens 100 Interessenten harrt, die an solch einem seltsamen Film- und Musikerlebnis ihre Freude haben.