Der Januar ist schon wieder vorbeigezogen, 2006 liegt scheinbar bereits weit in der Ferne - genügend Tage sind vergangen um 2006 musikalisch Revue passieren zu lassen. Was mir noch immer im Ohr klingt und mich im letzten Jahr außerordentlich beeindruckt hat, ist das nunmehr dritte Album des Leipziger Ein-Mann-Projekts Painbastard. Alex P. glänzt auf „No Need To Worry“ mit einer außerordentlich reifen Leistung. Das neue Album gibt Raum für noch mehr Experimente. Alex zeigt neue Facetten und lässt auch Old-School-Elemente einfließen. Inklusive 2 Remixversionen - von so namhaften Künstlern wie Felix von Feindflug und Christer Hermodsson (S.P.O.C.K., Biomekkanik) - kommt das Album auf eine Gesamtspiellänge von 75 min. „No Need To Worry“ startet mit dem gleichnamigen Intro. Grund zur Sorge besteht wahrlich nicht, zumindest was den musikalischen Output der Platte betrifft. Der Text des Openers ist dagegen dermaßen überspitzt, dass er gleichermaßen ironisch erscheint und einen genialen Steilpass für das Outro „No Need To Worry?“ bietet und die Platte wunderbar thematisch umschließt. Das auf einem Spannungsbogen getragene Intro entfaltet sich Stück für Stück und führt einen in die weitaus dynamischeren und kompromissloseren Gefilde der nun folgenden Tracks „When The Rats Desert The Sinking Ship“ und „Sternentanz“. Beide geradezu prädestiniertes Clubfutter, die straight nach vorn gehen und extrem tanzbar sind. Während das provokative „When The Rats Desert The Sinking Ship“ die „unverblümte und ignorante Art und Weise“ unserer Politiker anprangert, ruft „Sternentanz“ auf, sein Glück selbst in die Hand zu nehmen. Das weitaus persönlichere „Poison For Your Soul“ lebt dagegen von einer düsteren, getragene Stimmung. Es erinnert in seiner intensiven persönlichen Art – ebenso wie „The Way“ – an die Stimmung auf dem Debüt "Skin On Fire“. Dagegen verzeichnen „Kinky Species“ und „Mother“ die stärkste Entwicklung. Alex’ Stimme ist dem Old-School-Stil der Musik angepasst. Dreckig und kompromisslos sprudeln die Worte durch harte Basslinien, synthetische Gitarrenriffs und energische Drumsequenzen. Mit „Self-(De)Termination“ wagt sich Painbastard auf ein kontrovers diskutiertes Terrain. Musikalisch dynamisch verpackt, rechnet Alex mit religiösem Fanatismus ab. Textlich leichtere Kost wird in „Tear Apart“ verarbeitet. Ein besonders eingängiger und tanztauglicher Song. Zum Ende der Platte hält Alex mein persönliches Highlight bereit. Das wunderschöne, emotionale „Torn“. Gastsänger Torben Wendt leiht dem Stück seine so gefühlvolle Stimme. Eine wunderbare Kombination. Nach einem erneuten Dancefloorfüller („The Time Is Ripe!“) folgt als Schlusslicht das provokativ in Frage stellenden Outro „No Need To Worry?“. Die beiden zusätzlichen Remixversionen zeichnen sich durch ihre besondere Eigenständigkeit aus. „Sternentanz“ stammt unverkennbar aus der Feder eines Feindflugs. Felix verleiht dem Song die gewohnte Komplexität des Feindflug-Sounds. Ein rundum gelungenes Werk schließt damit würdig. Die Entwicklung des Projekts lässt sich anhand der Alben wunderbar verfolgen. Nicht nur musikalisch, denn die Platten des Leipzigers lesen sich zeitweise wie Tagebücher. Man glaubt die persönliche Entwicklung des Protagonisten miterleben zu können. Die Düsterheit und Betroffenheit auf „Skin of Fire“, die einer Anklage gleicht, weicht Aggressivität und Provokation. „No Need To Worry“ ist letztendlich nicht nur ein Album geworden – es ist viel mehr. Diese Textzeile aus dem Booklet würde ich direkt unterschreiben. Die Platte bietet dem Hörer weit mehr als eingängigen und gut produzierten Elektrosound. Alex überzeugt wieder mit wunderbar provokativen, emotionalen und intensiven Lyrics. Das Booklet ist dazu passend und sehr gelungen gestaltet. Alex bietet dem gewillten Hörer und Fan damit weitaus mehr als man selbstverständlich von einem Album erwarten kann. „No Need To Worry“ ist nicht gerade geradlinig, dafür aber deutlich abwechslungsreicher und das auf konstant hohem Niveau. Ein enorme Entwicklung, die ich in jedem Fall interessiert weiterverfolgen werde. Der Erfolg spricht auch für sich: Mehrere Wochen konnte sich Painbastard an der Spitze der DAC sonnen und der Song „Torn“ war für 10 Wochen Nummer 1 der German Electronic Webcharts.