Nun ist es da - das im letzten Review versprochene und für das Frühjahr diesen Jahres angekündigte zweite Album von P24 - "Stimmen bleiben stumm". Mit leichter Verspätung zum Sommerende präsentiert der Berliner Rico Piller ein wahres Meisterwerk. Allerdings nicht ganz im positiven Sinne: ein Meisterwerk der Ambivalenz. Wie schon bei der Kritik zur "Albtraum EP" eine Zwiespältigkeit zu vernehmen war, setzt sich diese auch hier - ohne dem Zutun von Remixern - fort. Meriten hat sich P24 eigentlich schon genug durch Remixarbeiten erworben und auch die Arrangements der eigenen Synth- und Electropopsongs sind gute Zeugnisse dafür. ... wenn, ja wenn durch das Soloprojekt nicht auch noch der Gesang komplett durch den Projektleiter selbst abgedeckt werden soll und keine weitere Bearbeitung bzw. Einladung eines Gastsängers erfolgt. Doch der Reihe nach. Löblich ist neben dem Hauptaugenmerk einer gut gelungenen kreativen Titel- und Albumgesamtgestaltung (Cover ausgenommen) die Besinnung auf vollständig deutsche Texte. Doch da, wo ungenannte deutschsprachige Vorreiter in diesem Segment den Dreh schon raus haben, ist es lyrisch manchmal einfach des Guten zuviel. Obwohl beispielsweise "Haferschleim und Müslibrei" den Nagel textlich wirklich auf den Kopf trifft, wäre der Song mit ein oder zwei Zeilen weniger gut bedient und der Hörer hätte mehr Interpretationsspielraum - na gut, Künstlerfreiheit. Die gilt zwar auch für den Gesang, doch spätestens nach dem zweiten Durchlauf offenbart sich bei den höher gesungenen Passagen ein überdimensionales Defizit, was sich nicht wegleugnen aber -skippen lässt. So markant und angenehm die tiefere Stimmlage ist und sich "Zu weit weg" melodisch als auch gesanglich zum Favoriten heraus stilisiert, ist sie leider nicht der gewünschte rote Faden durch die CD. Die Bandbreite reicht auf "Stimmen bleiben stumm" P24-typisch von ruhigen Nummern bis zur wummernden Disco-Tauglichkeit. Eigentlich ist es eine Freude, solch eine Vielfalt an Songs und deren verschiedene Stimmungen genießen zu können, wenn, ja wenn... So belasse ich es beim Versuch der Nichtberührung 'böser' CD-Player-Tasten, versuche im Unüberhörbaren doch noch die guten Ansätze zu erkennen und warte auf 'Einsicht' des Künstlers. ;) PS: Wer hat eigentlich das (halbe) Copyright auf "Hallo Gewalt!"?