„Four” wurde bereits im Oktober 2007 als limitierte 10´´ Vinyl publiziert. Nun wurden die Titel um 9 Remix-Versionen erweitert, um die Veröffentlichung erneut unters Volk zu bringen. Wer hier Künstler aus dem Umfeld OREs erwartet wird enttäuscht – weder Busenfreund Simone Salvatori noch TriOre-Mitbegründer Christian Erdmann sind zu finden. Jedoch wartet die Veröffentlichung mit einigen Überraschungen auf… doch der Reihe nach: Bereits 2007 zeigte sich „Four“ als konsequente und logische Fortführung des Stilwechsels im Schaffen OREs - nach der doch überraschend eingängigen und bezaubernden „Apocalips“. Die Titel wurden hier irgendwie „leichter“, entspannter konsumierbar und haben doch unterschwellig oft noch immer den Charme älterer Veröffentlichungen. Die vier Titel, welche die vorliegende Veröffentlichung einleiten, wurden remastert und neu aufgelegt. Rhythmische Drums, Choräle, erhabene Orchestereinspielungen und der dominante Gesang tragen eindeutig die Handschrift Tomas Petterssons. Lediglich die mir so lieb gewonnenen kleinen Klavierparts sind leider nicht so führend wie gewünscht. Dennoch erinnert vor allem der vierte Titel „I Am The Sun“ deutlich an ältere ORE-Stücke aus „Make Love And War“ - Zeiten, wenngleich der Titel deutlich sauberer produziert wurde. Nun die erste Überraschung: Mikael Stavöstrand – Mitbegründer von Archon Satani – gab sich beim Remixen die Ehre und überrascht mit einer reichlich loungig-poppigen Version von „Singing For The Angel [...]“ - gewöhnungsbedürftig, fällt mir da zusammenfassend ein. Empusae, Arcana und Thirteenth Exile zeigen sich da ganz anders – düster, dark-ambiente-lastig geht es hier zu… die Titel wirken verändert, passen sich jedoch dem Schaffen OREs irgendwie an. Mit Fredrik Leijström wird es wieder eingängiger. Entspannte Synths und Drumlines zeichnen erneut ein weiches Bild von „Singing For The Angel [..]“, wenngleich lange nicht so poppig wie Stavöstrands Mix. Tarmvred und Xotox entführen ORE in Massen-Industrial-Gefilde, was an dieser Stelle aber nicht zwingend negativ konotiert ist. Das kratzige, düstere Elektro-Gewand steht den Titeln gut und hilft ihnen auf eine andere Ebene. Mein Favorit ist der leichte, melancholische Mix von Geneviéve Pasquier. Ruhig, charmant… ein wenig bittersüß kommt er daher und kleidet den Titel „The Future Is Today“ in eine Wolke aus synthetischen Spielereien, geerdet mit dem kombinierten Gesang Pasquier-Pettersson. Der Spiral 69-Mix lehnt sich an das Schaffen OREs an, zeichnet sich aber ebenfalls durch den Gesang Riccardo Sabettis aus. Gitarre, verzerrte Streicher, unaufgeregte Drums und dezente Klaviereinspielungen erzeugen eine von Darkwave, leicht Gothic-angehauchte Atmosphäre, welche dem Titel durchaus gut zu Gesicht steht. Fazit: diese Veröffentlichung enthält einiges Hörenswertes und lässt ORE zuweilen in einem völlig anderen Licht erscheinen. Vor allem für Kenner und Liebhaber OREs dürfte diese Platte einige Überraschungen bereit halten, die es zu entdecken gilt… „Neulinge“ sollten wohl lieber erst mal die Finger davon lassen. Wer möchte kann das Album auch als Boxset erstehen: garniert mit einem Pin, einem Aufnäher, 3 Stickern und einem Stück Schokolade mit Rotwein-Füllung.