Einen Soundtrack ohne Film zu beurteilen, ist ähnlich diffizil wie einen Film ohne Soundtrack. Beide Teile sind erfahrungsgemäß so stark miteinander verwoben, dass sie sich schwer trennen oder einzeln begutachten lassen, ohne einen Stück ihrer Wirkung einzubüßen. Zum Glück ist Ben Lukas Boysen ein erfahrener Musiker, der nicht nur als Hecq sehr erfolgreich sein Unwesen treibt, sondern auch als Komponist für Werbung und Spiele über mehr als ausreichende Erfahrungen verfügt. Insofern braucht man sich wegen eventuell fehlender Atmosphäre oder zu wenig Ausdruck schon mal keinerlei Gedanken zu machen. Wie die Beschreibung und der Trailer verdeutlichen, ist "Restive" kein angenehmer Film, geht es doch um häusliche Gewalt in einer sehr extremen Form. Regisseur und Drehbuchautor Jeremiah Jones bezeichnet die Geschichte dagegen aus seiner Sicht als Lovestory, was in diesem Zusammenhang eher als Abart der Liebe zu sehen ist. Sollte der Trailer bezeichnend für den Film sein, dann wird darin nicht viel gesprochen. Ben Lukas Boysen zollt mit seinem Soundtrack zum einen dieser Wortlosigkeit, zum anderen der Gewalt Rechnung, indem er einen sehr ruhigen und melancholischen, aber auch bedrohlichen Soundrack erschaffen hat. Klavier und Streicher sorgen für düsteres Unbehagen, Gongs und tiefe Bässe für die notwendige Dramatik. Hinzu kommen noch verfremdete Töne, deren Herkunft sich nicht mehr erschließen lässt. Der Soundtrack funktioniert tatsächlich auch ohne Film, wenn auch einige der Songs sehr stark auf bestimmte Szenen Bezug zu nehmen scheinen (was für einen Soundtrack natürlich notwendig ist). Durch seinen sehr ruhigen und unheilvollen Grundton und die, durch gezielte Perkussion hervorgerufene, sporadische Dramatik ist "Restive" ein besonderes Album, auf das man sich ganz besonders einlassen muss. Wer eine Analogie zu Ben Lukas Boysens Treiben als Hecq sucht, wird sie am ehesten in seinem Album "Night Falls" finden. Jedenfalls hat er mit diesem Soundtrack erneut sein außergewöhnliches Talent unter Beweis gestellt.