‚Zwei Schritte vorwärts und dreizehn zurück’, Refrainzeile der ersten Single aus dem neuen Album. Ist das bereits eine Ansage zur Ausrichtung und zur Güte des neuen Albums? Nach der Single könnte man das fast glauben… …denn hier erwartet den geneigten Hörer ein eher dröger Song mit 60er-Retro-Allüren und Bläsereinsatz anstatt großem Kino. Weisses Licht leuchtet bekannterweise schon länger nicht mehr, wenn man die ‚Yeah, yeah’s im Song hört, fragt man sich dann aber wo die Band 2012 generell hin will. Swinging Oomph!? Never ever! Hier kommt in ‚Unzerstörbar’ mehr Alex als Alternative-Glanz: Wenn ich Hosen hören will höre ich Hosen, Jungs! Der Gedanke Konflikte mit Sex zu lösen wird in ‚Bonobo’ betrachtet und erscheint vom Thema natürlich erst einmal lustig charmant, der Song selbst ist jedoch erneut sehr einfach gestrickt und mit Scratch-Sounds ebenfalls hart am Limit. Durchgängig befasst sich die Band mit (2012 nicht mehr) provokanten Themen wie Schwulsein, Transsexualität oder Onanie und das wenig subtil. Auch textlich möchte man also oft die Skip-Taste drücken: ‚Komm mein schöner Leichtmatrose, lass uns bummeln geht, lass herab die Seemannshose, alle solln uns fummeln sehn, komm mein schöner Leichtmatrose stopfe mir das Leck, Du bist meine Seemannsrose, Bald schon schrubb ich Dir das Deck’. Auweia! ‚Such mich find mich’ bringt dann zumindest die richtige Elektronik mit, driftet allerdings spätestens im Refrain in die Electro-Schlager-Tanz-Ecke ab, die höchstens noch für Abi-Feiern ab zwei Promille passt. Jaja, ich weiss, Dero und seine beiden Jungs haben es darauf angelegt das Album genau in diese Richtung zu drehen, was ja auch durch die gewagten Maskeraden im Booklet und das gewollt blonde Musikvideo deutlich wird, das macht’s aber auch nicht besser. Alles schon mal gehört und meist besser. ‚Regen’ als Ballade mit netter Instrumentierung schafft es dann zumindest noch ins Mittelfeld und lässt einen den ‚Kleinstadtboy’ zuvor mit zweifelhaften Bronski-Beat Anleihen zumindest für vier Minuten vergessen. Schließlich ist noch 'Kosmonaut' zu erwähnen, ein Song der zwar nicht an alte Tage anknüpfen kann, aber trotz allem als straighter E-Pop-Song zu den besseren Momenten der Platte gehört. Gerne werden RTL2 und Kabel1 den ein oder anderen Song für echt böse Filme in der Werbung lizensieren, sonst fallen mir nur wenig andere Verwendungen für ‚Des Wahnsinns fette Beute’ ein. Wo ist das Fieber der vergangenen Zeiten?