Marc Werner und Isabelle Gernand haben nach dem Ende von Sabotage QCQC die Band Nude gegründet, bei der mittlerweile sechs Leute aus allen Herren Länder involviert sind. Bei Sabotage muss ich immer an ein Konzert im Haus der Jugend in Düsseldorf denken. Damals haben die Frankfurter als Vorgruppe von Tilt! und dabei skandalöserweise vor leerem Haus gespielt. Aber irgendwie bezeichnend für eine Band, die damals polarisierte und mit Hits wie „Souvenir“ oder „Strenges Mädchen“ (mit Witt) Erfolge feierte, Produzenten wie Daniel B. (242), Carlos Peron oder die Herren von Pankow hatte und namhafte Remixer wie KMFDM oder A Split-Second. Mit „Let Me Go“ schickt der Sechser als Appetitanreger für ein neues Album eine Coverversion in nicht weniger als zehn Versionen ins Rennen. Was in Kombination für mich schon mal ein Nichtkaufgrund wäre. Da sich die musikalische Offenheit von Nude in der Vielfalt der ausgewählten Bands niederschlägt ist diese EP aber durchaus interessant. Nude spielen sehr viel live und beehren dabei so unterschiedliche Festivals wie das WGT oder einen Rave in einem Skigebiet. Und so gibt es den Song zum Beispiel als EBM-, Drone- oder Dubstep-Version, wobei mich (der ich der EBM zugeneigt bin) der EBM Mix eher enttäuscht, was Anhängern der anderen Stilrichtungen hoffentlich nicht ebenso geht. Das Original ist recht eingängig und klingt nach einer Mischung aus Electro-Pop (vor allem aufgrund des Gesangs), Prodigy und Faithless. Die meisten Varianten gehen gut ab und dürften live eine gute Untermalung für das gebotene Spektakel bieten. Abgerundet wird das Ganze von zwei Remixes von „Inside Nude“. Meine Anspieltips sind die Nummern zwei und zwölf. Der Intensität ihrer Liveauftritte, die man im Internet bewundern kann, wird diese (bisher nur digitale?) Veröffentlichung nicht ganz gerecht. Wahrscheinlich zielt sie auch eher auf die DJs der verschiedenen Genres, in der berechtigten Hoffnung, damit die Hörer verschiedener Szenen auf Nude aufmerksam zu machen. Alles ganz interessant, sehr abwechslungsreich und tanzbar, aber umgeblasen hat mich „Let Me Go“ nicht. Was live aber durchaus der Fall sein könnte.