Nuda, die unverkennbare Darkwave/Industrial-Meisterin aus Seattle, bleibt auch mit ihrem neuesten Werk Stranger nicht unentdeckt. Seit ihrem Debüt 2019 hat sie sich fest in der Szene verankert und sich mit ihren Soundlandschaften einen Namen gemacht. Ihre Musik ist nichts für schwache Nerven – düstere, instrumentale Klanglandschaften, die mit ihrem "femininen Touch" in der doch oft recht maskulin geprägten Industrial-Welt aufhorchen lassen. Ein zarter Hauch zwischen harten Beats und kalten Synthie-Wellen? Genau, das kann nur Nuda! Hier wird die Apokalypse mit Stil eingeläutet.
Schon der erste Track, Void, zeigt an, wo die Reise hingeht: durch dichte Nebelschwaden in eine Welt, die irgendwie vertraut wirkt, aber doch gänzlich fremd bleibt. Mit Void eröffnet Nuda also den Soundtrip und schafft eine Basis, die sie Stück für Stück aufbaut. Und damit sind wir auch schon beim zweiten Track angelangt – der beginnt noch bescheiden und fast zurückhaltend, bevor er mit einer energetischen Wucht explodiert, dass einem fast schwindelig wird. Man ahnt schnell: Hier ist nichts, wie es scheint, und ruhig bleibt es hier nur, wenn Nuda das will.
Track um Track zieht uns Stranger tiefer in ein musikalisches Labyrinth. Die Stücke starten oft entspannt, geradezu trügerisch sanft, nur um sich dann unvermittelt in einen tosenden Klangsturm zu verwandeln – ein regelrechter Audio-Orkan, der mit jeder Sekunde dichter wird. Diese Entwicklung ist so geschickt inszeniert, dass man am Ende des Albums gar nicht merkt, wie man komplett in diesen Soundkosmos eingetaucht ist.
Doch wie es sich für eine gute Geschichte gehört, lässt Nuda am Schluss wieder etwas Ruhe einkehren. Beruhigende, fast schon poetische Klavierpassagen fließen gekonnt in den finalen Track ein und geben dem Album ein rundes, überraschend harmonisches Ende – als wollte uns Nuda sanft wieder zurück in die Realität führen. Natürlich bleibt die Melancholie, die Dunkelheit, doch ein Funken von Frieden schwingt jetzt auch mit.
Nach ihren gefeierten Auftritten, bei denen sie unter anderem mit IAMX und Matte Blvck auf der Bühne stand, dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis sie mit Stranger in den Jahres-Top-Listen der Industrial-Welt auftaucht. Ihre Shows sind ohnehin legendär – da wird nicht nur musiziert, sondern ein regelrechtes Gesamtkunstwerk mit Lichtinstallationen und körperlichen Performances inszeniert, das den Konzertbesucher komplett in seinen Bann zieht. Wer auf Industrial mit einem gewissen Etwas steht, sollte Nuda definitiv im Auge behalten.
Fazit: Stranger ist ein hypnotischer Trip mit einem Hauch von Wahnsinn – und genau das, was man in diesen düsteren Zeiten braucht.